Topfavorit ohne Schwächen

SKA St. Petersburg gewinnt die Hauptrunde der KHL und geht als Topfavorit in die Playoffs. Während die Konkurrenz schwächelt, schwört Trainer Jalonen sein Team auf die entscheidende Saisonphase ein. Besiegen kann sich das Star-Ensemble jetzt nur noch selbst.

„Die vergangen Tage gehörten zu den schwierigsten in meinem Leben.“ Die Botschaft dieser Worte von SKA-Manager Kasatonov wird in der KHL wohl gehört. Seit der Liga-Gründung vor knapp fünf Jahren kämpft St. Petersburg vergeblich um den begehrten Gagarin-Cup. Viele Millionen verprassten die Verantwortlichen, um den Erfolg zu erzwingen und verdienten sich so den unrühmlichen Ruf als Geldvernichtungsmaschine. Doch seit Kasatonov Verantwortung trägt, wird jedes noch so kleine Mosaiksteinchen auf seine Bedeutung für das große Gesamtbild hin untersucht und entweder neu lackiert oder ausgetauscht.

So musste Trainer Milos Riha im Herbst trotz Tabellenführung seinen Hut nehmen, weil die Mannschaft zu offensiv agierte. Gleichzeitig unterzogen Kasatonov und seine Mitstreiter in den vergangenen Wochen jede Position des exzellent besetzten Kaders einer intensiven Probe, um kurz vor Transferschluss die Liga erneut zu schocken: Mit Nationalstürmer Mikhail Varnakov (zuletzt Torpedo), Offensivverteidiger Alexander Osipov (zuletzt Atlant), Torhüter Ivan Kasutin und Jungstürmer Artemy Panarin (beide Vityaz) verpflichtete SKA absolute Leistungsträger anderer Klubs und musste dafür lediglich Stürmer Klimenko zu Atlant transferieren. Möglich macht dies die besondere KHL-Regelung, nach der Spieler auch gegen Geld getauscht werden dürfen. Alle Teams, deren Chancen auf die Endrunde vertan oder nur noch minimal sind, verkaufen daher ihr Tafelsilber und SKA schnappte sich die begehrtesten Akteure.

Auch wenn die Neuzugänge einzeln betrachtet nicht an die abgewanderten NHL-Spieler heranreichen, konnte kein anderes KHL-Team seine Reihen vor den Playoffs vergleichbar stark aufwerten. Während Magnitogorsk, Omsk und Kazan im Osten sowie die direkte Konkurrenz Dynamo Moskau und Jaroslavl im Westen eher durch Niederlagen für Gesprächsstoff sorgen, ist SKA nun ideal besetzt, um endlich auch in der Endrunde erfolgreich zu sein.

Die Chancen auf den Gagarin-Cup sind so groß wie noch nie. Einzige Gefahr ist höchstens die sensible Chemie im Team, weil einige der Superstars mit ihrer Eiszeit unzufrieden sein werden. Die größte Stärke der Mannschaft ist die Ausgeglichenheit des Kaders. Selbst die Akteure der vierten Reihe würden bei andern Klubs in der Topformation spielen. SKA ist bereit für die Playoffs und kann sich in dieser Spielzeit wohl nur selbst schlagen. Manager Kasatonov hat dafür hervorragende Arbeit geleistet.