Angst vor dem Versagen

Den Fluch besiegen: Barys Astana kämpft in der Serie gegen Traktor Tscheljabinsk auch gegen die eigenen Geschichte. Noch nie schaffte der einzige kasachische KHL-Vertreter den Sprung in die zweite Runde. Ein Trainer der alten russischen Schule soll jetzt den Erfolg bringen.

Wladimir Krikunow ist kein gewöhnlicher Coach. Wenige Minuten nach dem zweiten Auswärtssieg von Astana sagte er lapidar: „Tschüss bis zum nächsten Mal, wir sehen uns hier ja bald wieder.“ Falsche Bescheidenheit oder Vorahnung? Hätte Barys seine Heimspiele gewonnen, wäre Astana zum ersten Mal in der Klubgeschichte eine Runde weiter. Ein Wiedersehen in Tscheljabinsk gäbe es dann frühestens in der kommenden Saison.

Doch selbst nach dem zweiten erfolgreichen Auftreten und einem Vier-Tore-Rekord von Nigel Dawes fällt den Kasachen das Selbstbewusstsein schwer. Wie ein Trauma hängt der dunkle Schatten der Geschichte über dem Klub. Schon einmal, in der vergangenen Spielzeit, schien alles klar mit der nächsten Runde. Der Sieg gegen Magnitogorsk war zum Greifen nahe. Doch am Ende versagten den Akteuren die Nerven. Daher steht jetzt Wladimir Krikunow hinter der Bande. Ein Trainer, der weiß, wie man gewinnt. In Russland und Slowenien holte er bereits Titel, jetzt soll er die Siegermentalität nach Kasachstan bringen – und stapelt bewusst tief. Denn seine Mannschaft hat die Vorgaben in den ersten zwei Partien perfekt umgesetzt. Während fast alle Teams besonderen Wert auf die Defensive legen, darf Barys bisher offensiv wirbeln. „Unser System lautet, mehr Tore zu schießen, als zu kassieren“, so Krikunow.

Vor allem die rein nordamerikanische Sturmreihe mit Dustin Boyd, Brandon Bochenski und Nigel Dawes dankt es mit viel Spielfreude und entscheidenden Toren. Auf sie wird es jetzt ganz besonders ankommen. Denn nachdem Barys beide Heimspiele und auch die fünfte Partie in Tscheljabinsk verlor, stehen die Kasachen nun mit dem Rücken zur Wand. Die Angst vor dem Versagen lähmt die Akteure. Für Astana bleibt nur die Flucht nach vorne, um den Playoff-Fluch endlich zu besiegen.