Revolution eines Superstars

Das größte Lob kommt von einem Unparteiischen. Konstantin Olenin, Finalschiri bei der WM in Schweden, erinnert sich gerne an den Spieler Sergei Fedorov: „Obwohl er zehn Jahre älter ist, hat er mich immer mit gesiezt, niemals gebrüllt und wenn überhaupt nur höflich nachgefragt.“ Auf dem Eis agiert Fedorov nur noch zur Freude. Er ist jetzt General Manager bei CSKA Moskau, erscheint immer noch höflich und korrekt, gleichzeitig ist er aber Strippenzieher eines gewagten Experiments. Denn Sergei Fedorov dreht bei CSKA Moskau jeden Stein.

Revolte beim Moskauer Armeeklub. So oder so ähnlich werden die Überschriften lauten, wenn Fedorov Erfolg hat. Der frühere Weltklasse-Center will sich nicht mehr in seine Arbeit reinreden lassen und wagt daher einen Direktangriff. In einem Strategiepapier, das russische Medien zugespielt bekamen, fordert Fedorov die Entmachtung eines Großteils der CSKA-Führungsriege, die beinahe mehr offizielle Posten beinhaltet, als die Mannschaft Spieler hat. Damit soll jetzt Schluss sein. So stehen jetzt Generaldirektor Igor Esmantovic, Sportdirektor Nikolai Vakurov und Berater Sergei Nemchinov vor dem Aus bei CSKA.

Fedorov will seine Position nicht länger intern verteidigen müssen. Er ist der General Manager, er muss den Kopf hinhalten, wenn es nicht läuft. Daher will der langjährige NHL-Akteur nun auch alleine entscheiden und verantwortlich sein. Beim Dienstantritt vor einem Jahr fiel er wie in eine Löwengrube. Die Strukturen waren veraltet, das Team bereits so gut wie komplett. Einzig der Wechsel von Superstar Alexander Radulov geht auf seine Initiative zurück. Der neue Manager musste schnell lernen. Mit Erfolg: In diesem Jahr ist seine Handschrift deutlich zu erkennen. Sieben Spieler mussten den Klub in der Sommerpause bereits verlassen. Dem gegenüber stehen mittlerweile 13, zum Teil namhafte Neuzugänge. Allein in der vergangenen Woche unterschrieben mit Ilari Filppula, Maxim Goncharov, Brandon Reid und Oleg Saprykin wichtige Akteure.

Zentraler Transfer ist aber Stürmer Alexei Morozov. Den Gentleman des russischen Eishockeys holte Fedorov aus Kazan. Er passt mit seiner intelligenten und zurückhaltenden Art sehr gut zu ihm. Auf dem Eis ist der Angreifer fleißig, zielstrebig und ein Führer. Laute Töne aber sind ihm fremd. Den Respekt verdient er sich durch Leistung. Morozov ist Fedorovs verlängerter Arm in der Mannschaft. Mit seinem Bruder Fedor Fedorov (aus St. Petersburg) holte sich der Manager einen weiteren loyalen Akteur ins Boot. Ob er sie für den internen Machtkampf braucht? Noch ist der Kader nicht komplett. Die kommenden Wochen bleiben daher spannend.