Minsk: Dank Pokovic aus der Krise

Dinamo Minsk war Tabellenletzter: Abgeschlagen und mit fast 20 Punkten Rückstand auf die Playoff-Ränge. Dann übernahm Lubomir Pokovic.

Seit seinem Debüt am vergangenen Sonntag gewann Dinamo gleich drei Spiele in Serie. Die Fans in Weißrussland bejubeln den Aufschwung, der lange auf sich warten ließ.

Alexander Lukaschenko wirkt emotional: Seit vielen Jahren schafft es der weißrussische Präsident, das im Westen gezeichnete Image als letzter Diktator Europas erfolgreich zu verteidigen. Als großer Eishockeyfan und Sportliebhaber war Dinamo Minsk sein Prestigeobjekt. Wenn weißrussische Erfolgsmeldungen schon politisch oder wirtschaftlich fehlen, sollte der Hauptstadtverein immerhin für sportliche Ausrufezeichen sorgen. Doch die blieben aus. Und ausgerechnet im Jahr der viel diskutierten Eishockey-WM in Weißrussland spielt Dinamo bislang so erfolglos wie noch nie in seiner KHL-Geschichte und sucht seine neue Rolle.

Personell setzt Minsk in dieser Spielzeit statt eines in aller Welt zusammen gekauften Teams primär auf einheimische Akteure. Klar, dass dieser Prozess Zeit benötigt und die Akteure und das Trainerteam Geduld im Umfeld brauchen, um zu reifen. Zumal das Budget des Klubs vor Saisonbeginn deutlich gekürzt wurde. Daher ist Dinamo Minsk aktuell nur eine abgespeckte Version seiner eigenen Vergangenheit.

Nachhaltigkeit im Vordergrund

Auch wenn Lukaschenko öffentlich immer lauter lamentiert, dass sich die millionenschweren Investitionen in den Eishockeysport nicht lohnen: Statt Erfolg um jeden Preis steht in Minsk aktuell die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Der Klub soll junge weißrussische Akteure an internationales Niveau heranführen und dadurch langfristig die Nationalmannschaft stärken. Wohl nur deshalb durfte Trainer Alexander Andrievski trotz des Misserfolges so lange weiterarbeiten.

Am vergangen Wochenende war jedoch auch sein Kredit aufgebraucht – er wurde entlassen. Sein Nachfolger ist der in Deutschland ebenfalls nicht unbekannte Lubomir Pokovic. Bereits in seinem ersten Spiel half er mit, die zuvor sechs Spiele andauernde Niederlagenserie zu beenden. Nun soll er dem Team neues Selbstbewusstsein einhauchen. Denn so schlecht, wie die Tabelle aussagt, spielt Minsk gar nicht. Egal, ob mangelnde Erfahrung, fehlende Cleverness oder Chancenverwertung: Oft sind es Kleinigkeiten, die die Niederlagen besiegeln.

Nach drei Siegen in seinen ersten drei Spielen wird Pokovic bereits als Heilsbringer gefeiert. In Zukunft möchte Minsk nicht nur wieder ein nationales Projekt zur Stärkung des weißrussischen Kufensports sein: Dinamo soll sich bald tatsächlich zu einem Aushängeschild des Landes entwickeln, das Erfolgsmeldungen so bitter nötig hat.