Jaroslawl: Plötzlich Finale

Die Sensation ist perfekt: Lokomotive Jaroslawl steht im Finale der Western Conference und damit einen  Schritt vor dem Gagarin-Cup-Finale. Die junge Mannschaft setzte sich nach Titelverteidiger Dynamo Moskau auch gegen Topfavorit SKA St. Petersburg durch. ndlich wieder ein Grund zu Feiern: Jaroslawl erlebt die bisher so erfolgreichen Playoffs von Lokomotive wie eine Befreiung. Jede Minute erinnert die schwarze Schleife auf den Trikots an die grausamen Bilder der Flugzeug-Katastrophe. Natürlich können die Siege des jungen Teams die Tragödie nicht vergessen machen. Doch sie helfen der Stadt, den Bewohnern und dem Klub, die tiefen Wunden zu heilen.

Entsprechend euphorisch feierten die Zuschauer den Sieg gegen St. Petersburg. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, hüpften, tanzten und sangen, während die Spieler auf dem Eis eine Ehrenrunde drehten. Die Bedeutung dieses Erfolges ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Respektlos, forsch und schnell hat Loko nach dem Titelverteidiger auch den größten Favoriten auf den Gagarin-Cup ausgeschaltet und in den Sommerurlaub geschickt. Wie ist das möglich? Was zeichnet dieses Team aus? „Wir haben sehr viele junge Spieler mit Charakter und sind glücklich, dass sie sich stetig verbessern“, versuchte Trainer Dave King nach dem entscheidenden Sieg gegen St. Petersburg eine Analyse.

Der Kanadier weiß, dass er das Team zwar aktuell anführt, die Ehre für den sensationellen Erfolg aber eigentlich seinen Vorgänger Petr Vorobiev gehört. Der Altmeister war es, der die aktuelle Mannschaft nach der Katastrophe aus dem ganzen Land zusammenstelle und die jungen Akteure an das KHL-Niveau heranführte. Sein Abgang kurz vor Playoff-Beginn gibt bis heute Rätsel auf, doch Dave King hat mit seiner Erfahrung vielleicht genau den richtigen Schlüssel zu den Akteuren gefunden. Jaroslawl kann plötzlich forsch nach vorne spielen, ohne die eigene Defensive aufzugeben. Schlüssel zum Sieg gegen St. Petersburg war die Aufholjagd in Spiel zwei. Seitdem war das Selbstvertrauen bei Jarowlawl so groß, dass sie realisierten, wie stark sie wirklich sind. Wie schon gegen Moskau gewannen sie verdient die Serie und treffen nun im Finale des Westens auf Lev Prag.