Weltall oder Pleite

Vorhang auf für das große Finale: Ab Karfreitag geht es zwischen Lev Prag und Metallurg Magnitogorsk um den Gagarin-Cup.

Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal in der sechsjährigen Geschichte der Liga spielt eine nichtrussische Mannschaft um den wichtigsten Eishockeypokal der alten Welt. Da die KHL offiziell als offene russische Meisterschaft ausgeschrieben ist, freut sich Metallurg Magnitogorsk bereits vor dem ersten Match über einen wichtigen Titel: Die Mannschaft von Mike Keenan und Ilja Vorobjev ist russischer Meister 2013/2014.

Von dieser Nachricht und der kleinen Zeremonie war der kanadische Coach so überrascht, dass er die Goldmedaille nach dem Erfolg gegen Ufa gar nicht richtig einordnen konnte. „ Ich wusste nichts darüber, aber dieser Titel ist nur etwas für das Papier. Unser Ziel ist der Cup.“ Bei Lev Prag denken die Beteiligten ähnlich. Natürlich hat sich das Team alleine durch den Halbfinaltriumph gegen Jaroslawl einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Ab Freitag jedoch ist alles Vergangene ohne Bedeutung. In maximal sieben Spielen steht der nach dem ersten Menschen im Weltall benannte Pokal im Mittelpunkt. Gewinnen will jeder.

Ganz Russland schaut dabei auf Metallurg Magnitogorsk, die schmmutzige Arbeiterstadt aus dem Ural. Sie soll gegen den tschechischen Hauptstadtklub die nationale Ehre verteidigen. Denn Prag beweist, dass die internationale Ausrichtung der KHL nicht nur ein hübsches Etikett, sondern echte sportliche Herausforderung ist.

Fest steht bereits, dass erstmals ein ausländischer Coach den Gagarin-Cup gewinnen wird – auf beiden Spielerbänken wird primär englisch gesprochen. Dennoch unterscheiden sich die Teams sehr markant. Auf der einen Seite ein im Kern tschechisches Ensemble mit internationaler Verstärkung – auf der anderen eine russisch ausgerichtete Mannschaft unter kanadische Führung. „Es wird eine attraktive Serie“, verspricht Russlands TV-Experte Sergei Gimayev.

Tatsächlich treffen im Finale zwei offensiv ausgerichtete Teams aufeinander. Checks, Kombinationen und viele Tore: Nach den zwei Siegen von Defensiv-Spezialist Dynamo Moskau hoffen die Fans in diesem Jahr auf die beste Finalserie seit Gründung der KHL. Viel spricht dafür: Bei Metallurg agiert die stärkste erste Reihe der KHL. Das Duo Sergei Mozyakin und Danis Zaripov ist mit Center Daniel Kovar verantwortlich für die entscheidenden Tore.

Lev ist mit 46 Toren aus bisher 15 Spielen als Team die bisher offensiv stärkste Mannschaft der Playoffs. Besondere Extraklasse sind auch die beiden Torhüter: Sowohl Petri Vehanen als auch Vasily Koshechkin spielten bisher zweimal zu Null, ihre Fangquote ist mit 94,4 (Koshechkin) und 93,9 (Vehanen) überragend. Ein kleiner Vorteil liegt trotzdem beim finnischen Goalie von Prag. Denn Vehanen weiß, wie man den Gagarin-Cup gewinnt – 2010 im Trikot von Kazan durfte er den Pokal bereits in Händen halten.

Am Freitag geht es endlich los: Ost gegen West, Russland gegen Tschechien, Europäische Kulturhauptstadt  gegen sowjetische Arbeitermetropole. Beim Duell Prag gegen Magnitogorsk treffen Gegensätze aufeinander. Vorhang auf für das große Finale einer spektakulären KHL-Saison.