Ein Superstar mit eigenem Charakter

Sergei Mozyakin beherrscht die KHL und ist trotzdem sehr umstritten.

Vom Held zum Verräter in nur einer Woche. Sergei Mozyakin ist der aktuell beste Spieler der KHL – doch in Russland plötzlich eine verbotene Person.

Diese Saison wird Sergei Mozyakin wohl nie vergessen: Insgesamt 106 Scorerpunkte, punktbester Spieler der Hauptrunde und der Playoffs, Gagarin-Cup-Champion und Playoff-MVP. Noch nie war er so gut, noch nie war er so erfolgreich und noch nie stand er so in der Diskussion wie in der Spielzeit 2013/2014. Denn anstatt zur russischen Nationalmannschaft reiste Sergei Mazykin nach Deutschland, um sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Vielleicht aber auch, um Abstand zu gewinnen. Verpassen musste er dadurch die WM in Weißrussland, für die er eigentlich nominiert wurde. Zu gerne hätte Russlands neuer Nationaltrainer Oleg Znarok den erfolgreichsten Torjäger der NHL und KHL in seinem Team gehabt. Doch Mozyakin ist der Einladung nicht gefolgt. Er ist einfach nicht erschienen.

Sein Fehlen im Nationalteam an sich ist kein Skandal. Nachdem er aber nicht einmal ins Trainingslager der Sbornaja reiste, um sich ärztlich untersuchen zu lassen, sondern per Zeitungsinterview aus Verletzungsgründen absagte, schlagen die Wellen in Russland hoch. Ausgerechnet Sergei Mozyakin: Der Topscorer der KHL stand bereits Anfang des Jahres im Mittelpunkt der Berichterstattung. Damals verzichtete der damalige russische Nationaltrainer, zum Unverständnis vieler Experten und Fans, auf die Dienste des genauso spielstarken wie kapriziösen Angreifers bei den Olympischen Spielen. Nach jeder Niederlage in Sotschi musste sich Bilyaletdinov daher Fragen der Journalisten anhören, ob das Team mit Mozyakin im Kader nicht doch stärker gewesen wäre.

Irgendwann platzte ihm der Kragen und mehr aus einer Laune heraus ließ sich Bilyaletdinov zu einer Aussage hinreißen, die anschließend zum geflügelten Wort in der KHL wurde: „Mozyakin wäre nicht einmal vors Tor gekommen.“ Beinahe nach jedem seiner 13 Playoff-Tore erinnert die Reporter an diesen Spruch. Jetzt kniff der Stürmer bei der Gelegenheit, es seinen Kritikern zu zeigen. Ist es verletzter Stolz oder Angst, die hohen Erwartungen nach einer phänomenalen Saison in Minsk vielleicht nicht erfüllen zu können? Egal: Mozyakin bestimmt wieder die Gazetten und der russische Verband verbot in einem offiziellen Rundschreiben sogar jede Frage zu Spielern, die nicht im Kader stehen. Neue Aussagen zu Sergei Mozyakin gab es in Minsk daher nicht  – aber auch keine spektakulären Tore. In der neuen Saison will der Stürmer wieder angreifen und Fans und Kritikern beweisen, dass er die vielen Ehrungen der Saison verdient hat.