KHL: Die Süddeutsche Zeitung liegt falsch

Die SZ berichtet über die KHL. Leider überträgt Autor Andreas Babst die tendenziöse Berichterstattung der Zeitung in Richtung Russland nun auch auf das Thema Eishockey. Seine Sichtweise ist sehr einseitig und beleuchtet die Probleme dieser aufstrebenden Liga nur unzureichend. Eine Richtigstellung. Die KHL prosperiert von Jahr zu Jahr, obwohl die Finanzierung gerade bei Traditionsstandorten gefährdet ist. Dies hat jedoch nichts mit politischen Verflechtungen oder gar Sanktionen zu tun. Ausgerechnet die von der SZ angeführten Beispiele St. Petersburg und Dynamo Moskau gehören zu den wirtschaftlich stärksten der ganzen KHL.

Auch bei den sportlichen Beispielen liegt Herr Babst komplett daneben: Den Wechsel von Leo Komarov als Fingerzeig für den Niedergang der KHL anzubringen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn er vergisst zu erwähnen, dass Komarov bereits vor zwei Jahren von Russland in die NHL wechselte, um im Sommer trotzdem wieder bei Dynamo Moskau anzuheuern.

Auch die Ausführungen zu Petri Kontiola vermitteln den deutschen Lesern eine sehr einseitige Betrachtung. Jeder Eishockeykenner weiß, dass sich der Finne erst mit seinen starken Leistungen in der KHL für einen Vertrag in der NHL empfahl und diese Chance unbedingt nutzen will. Dass St. Louis im Gegenzug mit dem tschechischen Nationalstürmer Vladimir Sobotka einen jüngeren, aber ähnlich starken Akteur in Richtung KHL abgeben musste, vergisst er zu erwähnen.

Noch schlimmer ist das Argument der SZ in Bezug auf die CHL. Hier reißen der Autor Zitate aus dem Zusammenhang, nur um seine düstere Grundstimmung zu vervollständigen. Tatsächlich wurde nicht die KHL vom Wettbewerb ausgeschlossen, sondern beide Seiten konnten sich nicht einigen: Ein Grund dafür war, dass die finnischen Vertreter unbedingt verhindern wollten, dass Jokerit Helsinki mitspielen darf – als Strafe, weil der Klub im Sommer in die KHL wechselte.

Es ist wirklich schade, dass die SZ bei der Recherche so geschludert hat. Natürlich passt die Sichtweise ideal ins russlandfeindliche Bild der deutschen Medien: Doch gerade in politisch angespannten Zeiten kann der Sport eine Brücke zur Verständigung bauen.

Die multinationale KHL, in der sich gleich vier EU-Hauptstädte mit russischen Teams in der schnellsten Mannschaftssportart der Welt messen, bietet viele spannende Geschichten – die von Andreas Babst gehört leider nicht dazu.