Frischer Wind in der KHL

Es geht wieder los. Mitten im Hochsommer startet die KHL in ihre neunte Spielzeit. Wir wagen einen Ausblick auf großen Sport, spannende Momente und neue Stars. Unterteilt in die beiden Conferences und mit einer detaillierten Prognose für alle Eishockeyfans, die die multinationale Liga noch nicht so gut kennen. Vorhang auf.

 Western Conference
14 Mannschaften kämpfen im Westen um die beste Ausgangslage in den Playoffs – die Augen aller russischen und internationaler Medien werden aber hauptsächlich auf einem Klub liegen: SKA St. Petersburg. Ähnlich wie Bayern München in der Fußball Bundesliga versucht SKA als reichster Verein der KHL, die Konkurrenz zu schwächen, indem die besten Spieler abgeworben werden. Aktuell treibt St. Petersburg diese Taktik auf die Spitze.
Mit dem russischen Nationaltrainer Oleg Znarok hinter der Bande und den besten aktuell verfügbaren russischen Akteuren im Kader kann die Saison für SKA eigentlich nur enttäuschend verlaufen. Denn alles andere als der Gagarin Cup und dominierende Auftritte von Pavel Datsyuk, Ilja Kovalchuk und Co. in fast jedem Spiel zuvor werden als Enttäuschung gewertet.Das All-Star-Team steht von Beginn an unter Druck und muss vor allem mit dem Problem fertig werden, die vielen großen Namen mit entsprechend Eiszeit bei Laune zu halten.
Ärgster Konkurrent für SKA sollte eigentlich auch in der neuen Spielzeit Vorjahresfinalist CSKA Moskau sein. Doch der Hauptstadtklub hat mit dem Abgang von Alexander Radulov die Leitfigur und den mit Abstand besten Akteur verloren und insgesamt zumindest auf dem Papier an Qualität eingebüßt. Eine ähnlich dominante Rolle wie zuletzt scheint ausgeschlossen. Denn die Abstände zwischen den reichen, etablierten und aufstrebenden Standorten sind insgesamt kleiner geworden.
Dinamo Minsk unter dem in Deutschland bekannten Craig Woodcroft sowie Spartak Moskau schafften im Vorjahr nicht einmal die Playoffs. Aktuell gelten sie als potentielle Überraschungsmannschaften. Für Torpedo, Slovan und Sotschi wird es daher deutlich schwieriger, das Niveau zu halten, zumal auch Vityaz unter dem neuen Trainer Belov berechtigte Ambitionen auf die Endrunde anmeldet.
Große Hoffnungen verfolgen die Verantwortlichen auch in Zagreb, am Ende der regulären Saison in die Playoffs einzuziehen. Noch schwerer wird es daher für Riga und Severstal aus dem Tabellenkeller auszubrechen. Hinter SKA, Jokerit, CSKA und Dynamo Moskau sollte das Rennen um die Playoff-Plätze insgesamt aber lange Zeit offen sein. Auch in der neuen Spielzeit gilt die Western Conference insgesamt als ausgeglichener besetzt und sportlich schwieriger zu gewinnen, als der Osten.
Eastern Conference
In der Eastern Conference lässt sich in der kommenden Saison das vielleicht spannendste Projekt der gesamten Eishockeywelt beobachten: Ein Profi-Team aus China. Red Star Kunlun ist das jüngste Mitglied der KHL und soll in der Spielzeit vor allem eins: lernen. Den ersten Kulturschock erlebten die Akteure bereits in der Vorbereitung, als Astanas Tough Guy Damir Ryspayev keine Scheu hatte, fast das gesamte Team zu verprügeln. Vielleicht ist der Status als Underdog ein Vorteil. Langfristig betrachtet, steht Peking jedenfalls vor einer aussichtsreichen Zukunft, denn die Geldgeber wollen mit diesem Leuchtturmprojekt das bevölkerungsreichste Land der Erde auf die Winterspiele 2022 vorbereiten.
Sportlich die erste Geige werden in dieser Conference jedoch andere Standorte spielen: Als große Favoriten starten Omsk, Magnitogorsk, Kazan und Ufa in die Saison. Vor allem in Omsk scheint das Team endlich bereit für den Cup – entsprechend groß war der Druck auf Trainer Evgeny Kornоukhov bereits in der Vorbereitung. Er galt als heißester Anwärter für die erste Trainerentlassung der Spielzeit und wurde tatsächlich eine Woche vor Saisonstart durch Fjodor Kanareikin ersetzt.
Meister Magnitogorsk konnte mit dem in Deutschland bekannten Ilja Vorobjev zwar alle Stars behalten, muss jedoch mit dem Druck des Champions klarkommen, was vor zwei Jahren bereits misslang. Das Duell Kazan gegen Ufa gehört fast jedes Jahr zu den besonders interessanten Partien in den Playoffs. Vor allem Kazan hat einiges gutzumachen und sich im Sommer daher deutlich verstärkt. Bei Ufa wird es vor allem darauf ankommen, konstanter aufzutreten, um sich eine bessere Ausgangsposition für die Endrunde zu erspielen.
Mit großer Spannung erwarten Fans und Experten das Abschneiden von Traktor Tscheljabinsk. Seit der Finalteilnahme 2013 geht es für das Team steil bergab. Mit neuer Struktur und neuen Akteuren soll nun endlich wieder der Erfolg einkehren.
Ebenfalls spannend wird das Abschneiden von Sibir beäugt.
Das Überraschungsteam der vergangenen Jahre verlor erneut viele gute Akteure und muss die neuen Spieler schnell an das Niveau gewöhnen. Mit großem Interesse wird außerdem die Vorherrschaft am östlichsten Ende der KHL verfolgt: Amur will dabei endlich ähnlich erfolgreich agieren wie Wladiwostok und Neuling Red Stars deutlich hinter sich lassen.