Skandal um Dynamo Moskau

Neue Spielgenehmigung trotz Millionenschulden: Jetzt wird es sogar den eigenen Akteuren zu bunt.

Zurückblicken ist verboten. Nur die Zukunft zählt, egal zu welchem Preis. Dies scheint das aktuelle Motto im Dauerstreitthema rund um den zweifachen Gagarin Cup-Sieger Dynamo Moskau zu sein. Denn obwohl der Klub laut russischer Medien umgerechnet rund 12 Millionen Euro Schulden hat, ist Dynamo auch für die kommende KHL-Saison fest im Spielplan eingeplant. Wie ist das möglich?

Auf die wichtigsten Fragen gibt es keine Antworten – obwohl die KHL in der vergangenen Woche sogar eine Pressemitteilung veröffentlichte. Fest steht bislang nur, dass die Lizenz für die neue Spielzeit eine andere juristische Organisation beantragt und auch erhalten hat, als die im vergangenen Jahr aktive und aktuell so hoch verschuldete. Der Name Dynamo wird erhalten bleiben, ansonsten soll alles neu sein. Denn die neue Organisation plant, das Team von Dynamo zu übernehmen, in dem die Verträge der Spieler und Trainer umgeschrieben, bzw. zu anderen Konditionen neu abgeschlossen werden. Die Schulden und der Rest der Organisation, inklusive zweiter Mannschaft in der VHL, plus die Nachwuchsteams sollen dagegen offenbar auf der Strecke bleiben.

Von außen betrachtet liest sich die Geschichte wie ein billiger Groschenroman: Denn eigentlich hat die KHL strickt geregelt, dass nur Klubs am Spielbetrieb teilnehmen dürfen, die zum Stichtag 1. Juli keine finanziellen Rückstände haben. Und eigentlich ist es auch in Russland nicht möglich, ein Unternehmen bankrott gehen zu lassen, um mit gleichem Logo, gleichem Namen und gleicher Tradition unter neuer Führung schuldenfrei von vorne zu beginnen. Eigentlich. Denn in der ansonsten nichtssagenden KHL-Mitteillung zum Fall steht ein Satz, der zum Nachdenken anregt: „Die Liga interessiert sich nicht nur dafür, dass die Marke Dynamo Moskau bestehen bleibt, sondern auch, dass die Mannschaft mit so einer erfolgreichen Vergangenheit konkurrenzfähig in der KHL auftritt und um die besten Plätze kämpfen kann.“ Die Schulden und die Spielerübernahme bezeichnet die KHL als „Dynamo internes Problem“.

Die Akteure von Dynamo hatten die Liga mit einer eigenen Pressekonferenz unter Druck gesetzt. Bei dieser denkwürdigen Veranstaltung berichteten unter anderem Kapitän Alexei Tereschenko, dass alle Angestellten bei Dynamo seit drei Monaten auf ihr Geld warten. „Wir sollen nun gezwungen werden, unsere bestehenden Verträge aufzulösen und neue zu unterschreiben. Dieses Problem betrifft nicht nur uns Spieler, sondern alle im Klub. Am Ende könnten fast 1000 Menschen auf der Straße stehen“, so ein erboster Tereschenko. Besonders bemerkenswert war seine Aussage, keinen neuen Vertrag unterschreiben zu wollen, bis nicht alle Schulden bei allen betroffenen Personen bezahlt worden sind.

Es ist ein Trauerspiel mit offenem Ausgang. Sollten die Geldgeber aber tatsächlich mit der Liga einen schmutzigen Deal gemacht haben, der die Schulden und zusätzlich auch das komplette VHL-Team ausklammert, damit der KHL-Standort erhalten bleibt, wäre das ohnehin angeknackste Vertrauen in das Ligenmanagement dahin.