Sandis Ozolinsh kehrt zurück ins Rampenlicht

 

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Bei Dinamo Riga steht der Star in der neuen Spielzeit hinter der Bande. Sandis Ozolinsh, der als Offensivverteidiger in der NHL und KHL für Furore sorgte, soll das Team zu neuen Erfolgen führen.

Der lettische Nationalheld stieg in der vergangenen Saison überraschend als Co-Trainer bei Riga ins Trainergeschäft ein und übernimmt jetzt erstmalig die volle Verantwortung: und das als Ersatzkandidat. Denn eigentlich sollte Bob Hartley neben der lettischen Nationalmannschaft auch Dinamo übernehmen. Doch der Kanadier stellte offenbar so große finanziellen Forderungen, dass kein Vertrag mit Lettlands Vorzeigeklub zustande kam.

Zumindest im Punkto großer Name kann Ozolinsh mit Hartley aber locker mithalten. Dennoch dauerte es, bis der ehemalige Star-Verteidiger der neuen Herausforderung zustimmte: „Ich mag es zu trainieren, aber das Leben als Spieler ist ohne Frage einfacher. Jetzt muss ich auf eine große Anzahl kleiner Nuancen acht geben, aber meine Assistenztrainer erleichtern mir die Arbeit“, so Ozolinsh gegenüber der lettischen Sportzeitung Sportacentrs.

Für die Verantwortlichen ist der Schachzug ohne Frage der beste Weg, ihr Gesicht zu wahren, nachdem Hartley absagte. Und auch Ozolinsh kann bei seinem ersten Engagement als Cheftrainer eigentlich nur gewinnen: Denn Dinamo Riga gehört auch in der kommenden Saison zu den kleinen Klubs der KHL. In der sportlich stärkeren Western Conference wird es daher schwer werden, überhaupt die Playoffs zu erreichen. Doch läuft die Saison sportlich schief, kann Ozolinsh auf die Bedingungen verweisen. Überrascht Riga dagegen und erreicht in der Jubiläumsspielzeit der KHL zum insgesamt sechsten Mal tatsächlich die Endrunde, wird Ozolinsh zum gefeierten Helden.

Diese Aussichten passen zum mittlerweile 44-Jährigen. Bereits als Spieler gehörte Sandis Ozolinsh zu den Gratwanderern. „Immer volles Risiko“, lautete seine Devise. Auf dem Eis war er die perfekte Verkörperung eines Offensivverteidigers: Schneller erster Pass, großartige Spielübersicht und immer bereit, sich in den Angriff einzuschalten. 564 Scorerpunkte in 875 NHL-Partien als Verteidiger sprechen eine eindeutige Sprache. Aber auch neben der Eisfläche sorgte der Lette für Schlagzeilen – inklusive Alkohol am Steuer und Polizeigewahrsam.

Nach dem Ende seiner Spielerkarriere 2014 wollte Ozolinsh eigentlich in die Politik gehen, zum Glück für die KHL blieb er dem Eishockeysport treu. Und doch hat sein neuer Job auch eine politische Dimension. Denn Dinamo Riga gilt in Lettland als russische Organisation – keine erstrebenswerte Auszeichnung in einem Land, in dem sich die russischsprachige Minderheit immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlt. Vielleicht kann der lettische Nationalheld Sandis Ozolinsh mithelfen, diese Gräben zu verkleinern.

Die neue Saison wird für Riga und für Ozolinsh persönlich jedenfalls eine ganz besondere.