Es ist wie verhext: Trotz idealer Voraussetzungen, wirtschaftlicher Stärke und landesweiter Unterstützung dümpelt Avangard Omsk im Tabellenkeller der KHL. Jetzt verlässt auch noch der Topscorer das Team. Die Zeit für Veränderungen wird immer enger.
Das Leiden in Sibirien begann schon vor dem Saisonauftakt. Bei Stürmerstar Vladimir Tkachyov riss die Achillessehne, ehe er zum ersten Mal mit dem neu formierten Team aufs Eis ging. Als sich in der Vorbereitung auch noch Reid Boucher und der als neue Nummer eins verpflichtete Mikhail Berdin verletzten, reagierten die Verantwortlichen hektisch.
Mit Alexei Makeyev und Stanislav Galiyev verpflichteten sie zwei neue Stürmer, die in den Testspielen trafen, jedoch bereits dort zeigten, dass sie nicht ins Ensemble passen. Denn Omsk-Erfolgsrezept seit der Meisterschaftssaison 2020-21 ist eine überragende erste Sturmreihe und einen herausragender Torhüter. Durch die Ausfälle prophezeiten alle Experten dem Team einen schweren Saisonstart. Dass das Team nach 22 Spielen mit nur 18 Punkten im Tabellenkeller festhängt, konnte niemand ahnen. Doch die Tabelle ist die traurige Wahrheit für alle Omsk-Fans in Russland und darüber hinaus. Und ein täglicher Gradmesser für die vielen Fehler bei der Kaderzusammenstellung.
Mit dem Weggang von Topscorer Linden Vey aus persönlichen Gründen am 2. November war der Tiefpunkt erreicht. Denn nun ist der Masterplan aus der Sommerpause endgültig zerstört. Eigentlich müsste die Mannschaft komplett neu zusammengestellt werden, um die Saison irgendwie noch zu retten. Der Druck auf die Verantwortlichen ist so groß, dass sie beinahe täglich neue Akteure verpflichten, um die Situation zu beruhigen. An Trainer-Neuling Sergei Zvyagin hält das Management fest, denn auf dem russischen Markt ist kein vergleichbarer Coach verfügbar. Auch in Richtung Nordamerika hat der Verein bereits seine Fühler ausgestreckt. Offensichtlich wird hinter den Kulissen fleißig daran gearbeitet, jenseits des Atlantiks einen Retter zu finden, der zeitnah in den Flieger steigt, um Avangard zu doch noch zu einer erfolgreichen Saison zu führen. Todd McLellan, Tod Reirden und Gerard Gallant sind laut Gerüchteküche die heißesten Kandidaten. Doch ob wirklich einer dieser drei namhaften Coaches den Weg nach Sibirien findet?
Helfen kann sich die Mannschaft bis dahin nur selbst: In dem nicht mehr darauf gewartet wird, dass die Stars den Unterschied ausmachen, sondern das insgesamt namhaft besetzte Team füreinander kämpft, die Defensive sich deutlich verbessert und so der Glaube an die eigenen Stärke wieder zurückkehrt.