Großes Favoritensterben?

Das Warten ist zu Ende. Nach fünf Monaten, 52 Hauptrundenspielen, großen Siegen und einer Menge Action beginnen ab Mittwoch die KHL-Playoffs. Sie versprechen so spannend zu werden wie noch nie. So viel Dramatik ist neu in der KHL. Von Platz eins im Osten bis zum letzter Teilnehmer im Westen: Alle wichtigen Entscheidungen fielen am letzten Spieltag.  Erst seit Sonntag können sich die Team auf ihren ersten Playoff-Gegner vorbereiten. Das spannende Saisonfinale ist Ausdruck der neuen Ausgeglichenheit. Beigetragen hat dazu vor allem die Westerweiterung der KHL in Richtung Tschechien, Slowakei und der Ukraine. Seit dem Sommer messen sich die besten Klubteams dieser Länder in der stärksten Eishockeyliga des Kontinents. Müssen sich international beweisen – und sorgen für neue Konkurrenz bei den etablierten Teams. Das sportliche Niveau der Liga ist damit erneut gestiegen. Mit Slovan Bratislava und Lev Prag erreichten zwei der Neulinge sogar gleich die Endrunde. Beide wollen jetzt auch in den Playoffs für Furore sorgen. Genauso wie Rückkehrer Lokomotive Jaroslavl, das ein Jahr nach der Flugzeugkatastrophe wieder zu den Eliteteams gehört.

Erstmals seit Gründung der KHL startet die Western Conference damit insgesamt mit mehr Qualität als der Osten in die Endrunde. Und Überraschungen scheinen bereits vorprogrammiert: Vor allem Slovan ähnelt mit seiner defensiven Spielweise und dem Fehlen großer Namen stark dem Team von HKMWD, das vor drei Jahren sensationell bis in Finale vorstieß. Für den amtierenden Meister Dynamo Moskau ist das Duell mit den Slowaken daher gleich ein echter Härtetest. Große Spannung verspricht auch die Serie zwischen Severstal Cherepovets mit dem starken Vasily Koshechkin im Tor und Lokomotive Jaroslavl. Der Ausgang hier ist völlig ungewiss. Gleiches gilt für das wahrscheinlich reizvollste Aufeinandertreffen der ersten Runde im Osten: Mit Magnitogorsk und Ufa begegnen sich hier zwei Oligarchenteams, gespickt mit großen Namen und einer ruhmreichen Vergangenheit. Doch die Rolle des Favoriten liegt auf Seiten der schlechter platzierten Mannschaft. Denn während Ufa die Krise zu Saisonbeginn unter Neu-Trainer Jursinov überwunden hat, scheint Metallurg den Abgang ihrer NHL-Importe immer noch nicht verdaut zu haben.

Ebenfalls sehr interessant wird die erste Runde für Traktor Tscheljabinsk. Fans und Verantwortliche erwarten mindestens ebenso starke Leistungen wie im Vorjahr, doch nach der Meteoriten-Katastrophe, bei der auch die Arena beschädigt wurden, müssen die ersten Heimspiele eventuell in Jekaterinburg ausgetragen werden. Gegner Astana ist bereit für den Kampf – zum Saisonabschluss besiegten die Kasachen gar Topfavorit St. Petersburg. Ausruhen auf den bisherigen Leistung kann sich ohnehin kein Team. In den Playoffs zählt nichts Vergangenes, immer nur das nächste Spiel. Die neue Dramatik steht der KHL gut. Der Kamp um den Gagarin-Cup 2013 verspricht Hochspannung pur und vielleicht ein großes Favoritensterben gleich in der ersten Runde.