Felix Schütz: Beherrsche den Osten

Der deutsche Nationalspieler startet erfolgreich in seine erste KHL-Saison. Fünf Punkte aus drei Spielen, darunter ein Siegtreffer in der Overtime gegen Novokuznetsk stehen für ihn persönlich zu Buche. Schütz ist als Schlüsselspieler bei Admiral Wladiwostok eingeplant – einem Expansionsprojekt der besonderen Art. Auf dem Reißbrett entsteht der neue Standort. Ohne Historie, ohne Strukturen, aber mit großen Ambitionen.

Kann das wirklich gutgehen? Einen Eishockeyklub in vier Monaten aus dem Boden stampfen, inklusive Verwaltung, Management und einer funktionierenden Mannschaft? Admiral versucht genau dieses Experiment. Am 27. April gibt Liga-Präsident Alexander Medvedev grünes Licht für die Teilnahme an der KHL: „Heute ist ein glücklicher Tag für tausende Eishockeyfans – wir haben lange darauf gewartet“, so Vladimir Miklushevsky, damals Gouverneur der Verwaltungseinheit Primorsky Krai.

Offiziell gegründet wird der Klub in Wladiwostok Anfang Mai. Bei den Äußerlichkeiten dürfen die Fans mitwählen und entscheiden sich für Admiral und einen blauen Anker als Logo. Alles andere wird wohl aus der KHL-Zentrale in Moskau bestimmt: Präsident wird Alexander Mogilny, Hauptsponsor das Unternehmen Summa. Eine moderne Arena ist ohnehin bereits im Bau und soll zum ersten Heimspiel am 27. September fertig sein. Um bis dahin eine schlagfertige Mannschaft zusammenzustellen, müssen alle russischen KHL-Teams Spieler zur Verfügung stellen. Aus dieser Liste wählt der neue Trainer Hannu Jortikka den Kern der Mannschaft – kaum bekannte Namen, dafür vor allem robuste Teamplayer. „Admiral wird kämpfen und immer alles geben“, gibt der Finne den Stil vor.

Es ist wie eine Operation am offenen Herzen: Während die zusammengewürfelte Equipe weiter verstärkt wird und seit Juli in Moskau, Tschechien und Finnland trainiert, bauen die mitreisenden Verantwortlichen in Hotelzimmern ein provisorisches Büro auf. Von hier aus werden die Akteure lizenziert, Angebote verschickt und Reisen gebucht. Nach Wladiwostok selbst kommt das Team erst kurz vor Saisonstart. Bisher kennen die Spieler und Trainer, zu denen auch der in Deutschland bekannte Alexander Selivanov gehört, die Stadt nur vom Hörensagen: „Es ist nicht das Ende der Welt, sondern der Anfang unseres Landes. Den Spielern wird es hier bestimmt gefallen“, ist sich Slava Fetisov, Namensgeber der neuen Arena, sicher.

Felix Schütz, der seit dem Trainingslager in Moskau zum Kader gehört, ist vor der ersten Begegnung mit seinem neuen Zuhause aufgeregt. Er ist Admirals wichtigster Bullyspieler, darf bei spielentscheidenden Szenen aufs Eis und wird in Über- und Unterzahl eingesetzt. Doch es ist nur eine Momentaufnahme, denn der Druck ist groß. Die russische Zeitung Sport-Express schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass Trainer Jortikka bis zum Ende der Saison den Neubeginn gestalten darf, auf gerade einmal 30 Prozent. Trotz Welpenschutz erwarten die Verantwortlichen Ergebnisse für ihre Investitionen.

Finanziell unterstützt wird der neue Klub auch von der Politik. Laut Vize-Gouverneur Alexander Kostenko soll das Gesamtbudget stolze 22 Millionen Euro betragen. Wie viel davon der Kader erhält oder welche Summen für weitere Verstärkungen zur Verfügung stehen, ist jedoch nicht bekannt. Kommen soll der NHL-erfahrene Kanadier Steve Eminger.

Der Saisonstart wird für Admiral mit sieben Auswärtsspielen in Serie happig. Langfristig will sich Wladiwostok aber zu einer festen KHL-Größe entwickeln. Felix Schütz soll dabei mithelfen, dass die Stadt ihrem ruhmvollen Namen so schnell wie möglich Ehre macht.