Traktor: Zurück zu alten Stärke?

Krise oder keine Krise? Traktor Tscheljabinsk, Vorjahresfinalist und eines der beständigsten Teams der vergangenen zwei Jahre, ist schlecht in die Saison gestartet. Jüngst hat sich die Mannschaft aber gefangen. Ob der Aufschwung weitergeht oder doch noch der Absturz droht, ist nicht entschieden.

Am vergangenen Sonntag gab es für Traktor Tscheljabinsk besonderen Anschauungsunterricht. Beim Spiel gegen Avangard Omsk standen sich die beiden Gagarin-Cup-Finalisten 2012 und 2013 gegenüber. Beide scheiterten so kurz vor dem ultimativen Triumph und suchen seitdem nach der idealen Besetzung für die Revanche. Wie schlecht es sich spielt, wenn ausschließlich versucht wird, sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen, zeigt Omsk in dieser Saison eindrucksvoll. Doch auch die Fans von Traktor haben Angst, dass sich der Erfolg des Vorjahres nicht mehr wiederholen lässt und ihre Mannschaft nur noch wie ein Schatten ihrer selbst auftritt.

Katastrophal ist das Team in die Saison gestartet. Vor allem die Defensive, sonst das Prunkstück von Tscheljabinsk, wackelt regelmäßig. „Ja, diese Saison agieren wir in der Abwehr bisher anders“, erklärt Star-Torhüter Michael Garnett mit eine verschmitzten Grinsen und fügt hinzu: „Wir lassen viel mehr Schüsse zu und unsere Gegner kommen insgesamt zu deutlich mehr Torchancen.“

Doch es gibt auch positive Anzeichen: Denn im Vergleich zum Saisonbeginn spielt Traktor mittlerweile deutlich verbessert und bis zum Beginn der Play-Offs ist noch genügend Zeit, sich weiter zu steigern. Zumal die personellen Fehlbesetzungen aus der Sommerpause kontinuierlich ausgetauscht werden. So sollten Renat Mamashev und Anton Kuryanov mit ihrer Erfahrung mithelfen, die Wehen der verlorenen Finalserie erträglich zu gestalten. Beide passten aber überhaupt nicht ins System und mussten konsequenterweise wieder gehen. Richtig gefunden hat sich das Team daher auch Anfang Dezember noch nicht.

Der größte Druck lastet auf Stürmerstar Evgeni Kuznetsov. Das Eigengewächs fiel wegen einer Schulterverletzung über Wochen aus – in einer Münchner Spezialklinik kämpften die Ärzte um die Olympiachance des russischen Nationalspielers. Bereits vor Jahren hätte Kuznetsov in die NHL wechseln können: Er blieb aber in Tscheljabinsk, um den Gagarin Cup zu gewinnen und seine Chancen auf das Olympiaticket zu erhöhen.

Von beiden Zielen ist der dynamische Angreifer aktuell meilenweit entfernt. Doch seine persönliche Punkteausbeute verbessert sich von Spieltag zu Spieltag und dank seiner Entwicklung kann auch Traktor wieder auf eine erfolgreiche Saison hoffen. Das Ziel ist der Weg zurück zu den eigenen Wurzeln: Mitten in der Saison versucht Trainerfuchs Valeri Belousov sein Team wieder zu der verschworenen Mannschaft zu formen, die im Vorjahr so erfolgreich agierte.