Traktor: Die Enttäuschung der Saison

Vorjahresfinalist Tscheljabinsk kämpft um die Playoffs und verliert Starstürmer Kuznetsov in Richtung NHL.

„Auch wenn sie mir 15 Millionen bieten, werde ich nicht hierbleiben.“ Jungstar Evgeni Kuznetsov ist gefrustet. Persönlich und mit seinem Klub Traktor Tscheljabinsk erlebt er bisher ein Seuchenjahr. Der Wechsel in die NHL ist für ihn daher der einzige Ausweg – egal wie die Saison endet.

Als Traktor Tscheljabinsk vor zwei Jahren den Vertrag mit Evgeni Kuznetsov verlängerte, war es ein Ausrufezeichen für die gesamte KHL. Der talentierte junge Stürmer war einer der ersten, der dem Werben aus der NHL nicht nachkam, sondern bei seinem Ausbildungsklub blieb. Zwei weitere Jahre reifen, viel Eiszeit auch in Überzahl erhalten, sich für den Olympiakader präsentieren und viel Geld verdienen war sein Ziel.
Verwirklicht hat Kuznetsov von diesen Plänen bisher nur die finanzielle Seite. Doch der millionenschwere Vertrag lastet schwer auf seinen Schultern. Plötzlich ist er der Superstar im Team, die Leichtigkeit seiner Jugendzeit ist vorbei – mit 21 Jahren. Die neue Rolle passt ihm nicht, hinzukommt ein großes Verletzungspech. Allein in dieser Spielzeit musste er bereits fünf Mal für längere Zeit Zuschauen – und der Erfolg bleibt aus.

Zwar schaffte es Traktor mit seiner Hilfe im vergangenen Jahr bis ins Gagarin-Cup-Finale. Doch Kuznetsov selbst stand im Schatten des neuen Jungstars des Vereins: Valeri Nichushkin. Der verabschiedete sich sofort nach den überragenden Playoffs in Richtung NHL und schaffte durch diesen Weg und seine Leistungen in Nordamerika den Sprung zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Kuznetsov dagegen, der eigentlich bereits vor zwei Jahren an der Seite von Landsmann Alexander Ovechkin in Washington stürmen sollte, darf nicht zu Olympia. Denn die aktuelle Spielzeit verläuft für ihn und den Klub bisher katastrophal.

Viele der Neuzugänge konnten nicht überzeugen und wurden wieder ausgetauscht. Dadurch wurde der Kader auf über 30 Akteure aufgebläht und Traktor zittert immer noch um die Playoff-Qualifikation. Für Kuznetsov persönlich lief es auch nicht besser: Durch die Verletzungen hat er bisher nur 27 Spiele bestritten und dabei sieben Tore geschossen. Verständlich, dass der Angreifer nur noch weg will aus Tscheljabinsk: „Selbst die Hunde auf der Straße drehen sich weg, wenn sie mich sehen“, so der enttäuschte Stürmer.

Sein Plan ist nicht aufgegangen. Doch komplett gescheitert ist Kuznetsov nicht. Denn falls Traktor die Play-Offs erreicht und Kuznetsov und die Mannschaft die fast vierwöchige Olympiapause ideal nutzen, kann das Seuchenjahr doch noch einmal spannend werden. Wahrscheinlich ist dieses Szenario aber nicht. Denn trotz des Sieges im wichtigen Duell gegen Konkurrent Wladiwostok in der vergangenen Woche, den Kuznetsov mit einem verwandelten Penalty sicherte, wirkt das Team wie eine Klasse auf Abireise: Viele Akteure schmieden schon längst Pläne für die Zukunft. Für Evgeni Kuznetsov liegt sie in der NHL. Er wird der KHL fehlen.