Saison mit vielen Fragezeichen

Die KHL startet in ihre siebte Spielzeit: Neue Teams, neue Regeln neue Stars – aber auch dicke Sorgenfalten erwarten die Fans. Vor allem wegen der angespannten politischen Situation und großer Finanzprobleme einiger Klubs. Die Liga steht an einem Scheideweg und lässt sich den Start dennoch nicht vermiesen.

Wenn der amtierende Gagarin-Cup-Champion Metallurg Magnitogorsk mit dem traditionellen Spiel um den Eröffnungscup die Saison einläutet, fehlt der eigentliche Gegner. Dynamo Moskau ist nur Ersatz für Vizemeister Lev Prag, der in dieser Saison nicht mehr an den Start geht, weil im Sommer die finanzielle Basis wegbrach. Auch Pleiteklub Spartak Moskau zog sich zurück und Donbass Donetzk kann wegen des Krieges in der Ukraine nicht mitspielen.

Dunkle Vorzeichen

Im Frühjahr standen viele KHL-Klubs kurz vor dem Bankrott, weil das Grundproblem an vielen Standorten noch immer nicht gelöst ist: Zu häufig hängt die Finanzierung an einem einzelnen potenten Geldgeber. Fällt der aus, steht der Verein kurz vor dem Ruin. Vor allem russischen Klubs gelingt es nicht, ihre Einnahmen auf eine breitere Basis zu stellen und auf mehrere Schultern zu verteilen.

Die Vorzeichen für die siebte KHL-Saison wirken daher auf den ersten Blick sehr düster. Doch noch macht sich der von außen vielleicht sogar gewünschte sportliche und wirtschaftliche Niedergang der Liga nicht bemerkbar. Im Gegenteil: Die KHL expandiert auch in diesem Sommer weiter. Drei neue Klubs bereichern die Liga, ein neuer Rahmentarifvertrag gibt den Vereinen Planungssicherheit und erneut werden zwei wichtige Wirtschaftsräume integriert.

Was ist neu?

Premiere feiert die KHL in diesem Jahr erneut an zwei Standorten: in Sotschi und in Helsinki. Während das Team aus der Olympiastadt am Schwarzen Meer den Süden Russlands erschließen soll und in einer der modernsten Arenen des Landes antritt, geht es in Finnlands Hauptstadt um ein nicht weniger spannendes Projekt. Der Kultklubs Jokerit, mit Legenden wie Jari Kurri in leitender Funktion, adelt die KHL. Gleichzeitig ist die Aufnahme die logische Konsequenz eines immer stärker werdenden, finnischen Einflusses in der Liga. Als dritter Neuling kehrt Lada Togliatti zurück. Damit starten wie bereits im Vorjahr erneut 28 Klubs in die Spielzeit.

Verändert hat die KHL den Spielplan. 2014/15 muss jeder Verein 60 Partien in der regulären Saison bestreiten, die Pausen für die Nationalmannschaftsturniere entfallen. Im Rahmen des neuen Tarifvertrages wurde auch über die maximale Anzahl an ausländischen Akteuren bei den russischen Klubs diskutiert. Eine wirkliche Entscheidung haben die Verantwortlichen jedoch vertagt. Auch in der kommenden Saison sind die nichtrussischen Klubs daher im Vorteil. Riga, Zagreb oder Helsinki dürfen beliebig viele Importspieler einsetzen, während bei russischen Teams weiterhin nur fünf Akteure agieren dürfen. Geändert wurde nur der Status von weißrussischen Cracks, die nicht mehr unter das Kontingent fallen.

Die neuen Stars

Obwohl die ganz großen Namen, wie Superstar Ilja Kovalchuk im Vorjahr, bisher ausblieben: Auch in dieser Sommerpause wechselten viele interessante Spielerpersönlichkeiten in die KHL. Mit Spannung erwartet wird z.B. das Debüt von Tschechiens Nationalstürmer Vladimir Sobotka in Omsk oder der beiden Schweden Anders Nilsson und Oscar Möller in Kazan. Auch hinter der Bande gibt es neue, alte Gesichter zu erleben. Sowohl Omsk als auch Kazan hoffen, dass ihre ehemaligen Erfolgscoaches Raimo Summanen und Zinetula Bilyaletdinov mit neuer Motivation die schlechten Resultate des Vorjahres vergessen machen. Gleiches gilt für einen weiteren Rückkehrer: Vyacheslav Bykov soll dem Starensemble SKA St. Petersburg Beine machen und zum Titel führen.

Die Favoriten

Alle drei Klubs gehören daher zu den größten Favoriten auf den Gagarin-Cup 2015. Für Kazan, Omsk und St. Petersburg wird es vor allem darum gehen, die richtigen Lehren aus den Enttäuschungen der Vergangenheit zu ziehen. Doch auch Titelträger Metallurg Magnitogorsk, Dynamo Moskau, SZKA Moskau und Lokomotive Jaroslawl machen sich berechtigte Hoffnung auf den Titel. Für kleinere Klubs wird die neue Spielzeit dagegen eine echte Bewährungsprobe. Aufgrund der langen Saison muss bei einem Überraschungsteam von Saisonbeginn an alles passen.

Größter Unsicherheitsfaktor ist die angespannte politische Lage: Sollte sich die Situation in der Ukraine verschlimmern und das internationale Klima weiter verdunkeln, steht die KHL tatsächlich am Scheideweg. Bleibt die Hoffnung, dass der Sport gerade in solchen Zeiten eine Brücke zur Verständigung baut.