Ufa sucht den Supersponsor

Im vergangenen Jahr traf es Spartak Moskau, im Sommer Sibir Novosibirsk und jetzt läuten die Alarmglocken bei Salavat Yulaev Ufa: Erneut ist ein KHL-Team in finanzielle Schieflage geraten und erneut sind die Probleme hausgemacht.

Warum selbst Geld verdienen, wenn wir doch einen großzügigen Sponsor haben? Diese fatale Grundeinstellung ist weit verbreitet in der KHL. Die Mehrzahl der russischen Klubs ist vollkommen abhängig von nur einem großen Geldgeber – und betrachtet diese Situation aber nicht als gefährlich. Statt sich um zusätzliche finanzielle Mittel zu kümmern, kreisen die Gedanken des Managements ausschließlich darum, das vorhandene Geld mehr oder weniger sinnvoll zu investieren. Mit dramatischen Folgen:

In der vergangenen Woche fror ein Moskauer Gericht alle Konten des regionalen Fonds „Ural“ ein, weil mehrere Geschäftsleute des Tochterunternehmens „Ural Invest“ wegen Unterschlagung und Geldwäsche festgenommen waren. Der Fonds war und ist der einzige große Geldgeber für Salavat Ufa – die finanziellen Zuwendungen an den KHL-Klubs sind damit ebenfalls erst einmal eingefroren. Für wie lange, weiß niemand. Keine Antwort gibt es auch auf die Frage, was passiert, wenn der Fonds überhaupt nicht wieder zugelassen wird. Dann stünde der KHL-Standort Ufa vor dem sofortigen Bankrott, auch die laufende Spielzeit könnte nicht zu Ende gespielt werden.

Allein die hektischen Reaktionen aus Ufa zeigen, dass die aktuelle Situation tatsächlich ernst ist: Vor wenigen Tagen unterzeichneten Spieler und Trainer einen gemeinsamen Brief an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, in dem um Unterstützung gebeten wird. Doch warum soll die öffentliche Hand einen Profiklub retten, der in seinem aktuellen Team keinen einzigen Spieler aus der eigenen Nachwuchsschule einsetzt? Selbst in Russland wird diese Frage mittlerweile öffentlich diskutiert, denn nach dem Aus von Spartak Moskau und dem radikalen Einschnitt in Novosibirsk im Sommer schlägt die Stimmung um. Ufa weht ein kalter Wind entgegen, selbst innerhalb der KHL. Vor allem Manager kleiner Vereine, die in der Vergangenheit regelmäßig ihre besten Akteure abgeben mussten, um finanziell zu überleben, sind gegen eine finanzielle Hilfestellung von Ufa – einem der großen Klubs in der KHL, der inoffiziell in der Ausgabentabelle aller Teilnehmer in der vergangenen Saison Rang vier belegte.

Komplett von der Eishockey-Landkarte verschwinden wird Salavat mit großer Wahrscheinlichkeit trotzdem nicht. Aber es ist durchaus möglich, dass Ufa gezwungen wird, kleinere Brötchen zu backen und ab sofort wirtschaftlicher zu handeln und zu denken. Der gesamten Liga kann diese Entwicklung nur guttun: Denn erst wenn die Klubs beginnen, als Wirtschaftsunternehmen zu funktionieren, selbst Geld verdienen und sich nicht mehr nur auf einen einzigen Sponsor verlassen, wird die KHL aufhören, Jahr für Jahr neue Meldungen über akute Finanznöte bei Vereinen zu produzieren.