Sotschi: Ein Standort mit Charme und Potential

Wie es geht, weiß die KHL bereits: Schon im Vorjahr entwarfen die Ligastrategen mit Admiral Wladiwostok einen neuen Standort quasi auf dem Reißbrett – ohne Tradition und Fanbasis. In diesem Sommer richtete sich das Interesse der Manager auf die Olympiastadt Sotschi und die perfekte Infrastruktur am Schwarzen Meer. Das Ziel war klar umrissen: Die KHL möchte weiter expandieren und auch im äußersten Süden Russlands populär werden.

Die Olympiaarena ist die modernste Eishalle des Landes, für die Winterspiele wurden zudem Milliarden in die Stadt und die Region investiert. Ein herausragender Klub in der beliebtesten Sportart Russlands soll die Nachwehen des Olympiakaters abschwächen. Doch das groß angekündigte Projekt fiel beinahe ins Wasser, bevor es überhaupt richtig in Schwung kam. Im Frühjahr kündigte Pavel Bure als designierter General Manager an, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen – weil das Budget deutlich reduziert wurde. Als schließlich der Kader für die erste KHL-Saison feststand, waren viele Fans in Sotschi enttäuscht: Keine großen Namen, kaum Stars und eine Mannschaft, die fast immer verlor.

Die Leoparden aus Sotschi bezahlten viel Leergeld zu Saisonbeginn. Trainer Vyacheslav Butsayev stand im Oktober bereits kurz vor dem Rauswurf. Doch er durfte bleiben und überzeugte die Verantwortlichen, beim spielenden Personal nachzubessern. Mit Erfolg: „Wir versuchen jetzt, unseren nicht gerade idealen Start in der KHL zu revidieren“, erklärt Sportdirektor Nikolai Bakurov und fügt hinzu: „Im Sommer hatten wir keine große Auswahl und die Mannschaft musste sehr schnell zusammengestellt werden. Jetzt gibt es mehr Varianten und wir wissen besser, welche Akteure besonders fehlen.“

Offensichtlich haben auch die Geldgeber mit neuen Zuwendungen auf die sportliche Misere reagiert, denn in den vergangenen Tagen ging Sotschi auf große Einkaufstour. Und endlich kamen auch die großen Namen: Verteidiger Ryan Whitney wechselte mit der Erfahrung von fast 500 NHL-Spielen zu den Leoparden, Roman Derlyuk gewann bereits den Gagarin-Cup und Stürmer Andrei Kostitsyn soll in der Offensive für Durchschlagskraft sorgen. Die neuen Akteure sind als Schlüsselspieler eingeplant, weitere Verstärkungen sollen folgen. Denn das Publikum in der wunderschönen Olympiahalle will nicht nur KHL-Eishockey sehen, sondern vor allem Erfolg haben.

Mit den Neuverpflichtungen senden die Verantwortlichen zudem ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Die Leoparden sind in der KHL angekommen und entwickeln sich zu einem ernstzunehmenden Gegner. Auch wenn es sportlich in Sotschi, anders als in Wladiwostok im Vorjahr, nicht gleich zu Beginn rund lief: Der Standort hat Potential, möchte auch in der laufenden Runde für Furore sorgen und dann spätestens in der zweiten Saison so richtig durchstarten.