Minsk: Die graue Maus strahlt wieder

Warum Dynamo Minsk unter Trainer Lubomir Pokovic plötzlich begeistert.

Der Dezember war ein ganz besonderer Monat für Dynamo Minsk. Acht Partien bestritt das Team aus Weißrussland in dieser Zeit in der KHL – und ging achtmal als Sieger vom Eis. Heimlich still und leise klettert der Vorjahresletzte in der Tabelle der Western Conference nach oben. Die Gründe für den Erfolg sind dabei hausgemacht – und haben deutsche Wurzeln.

„Über die Siegesserie denken wir erst gar nicht nach“, schüttelt Trainer Lubomir Pokovic mit dem Kopf, wenn ihn Journalisten auf den Erfolgsmonat ansprechen und erklärt: „Wir konzentrieren uns einfach auf jedes einzelne Match. Natürlich machen die Siege Spaß, eine große Rolle spielt dabei aber die Form des Akteure, Glück und natürlich, dass wir aktuell nur wenige Verletzte beklagen müssen.“ Seine eigene Rolle im Erfolgsmärchen Dynamo Minsk verschweigt Pokovic. Es passt zum sympathischen Slowaken, der seine Trainerkarriere in Deutschland begann. In Bremerhaven und Neuwied machte sich Pokovic einen Namen als akribischer Arbeiter und besonnener Analyst – beide Eigenschaften kommen ihm nun als Chefcoach des KHL-Teams zu Gute. Denn als er Ende November 2013 bei Dynamo Minsk in die erste Reihe rückte, lag das Team sportlich am Boden.

Minsk setzte im Vorjahr vor allem auf einheimische Akteure. Doch die Hoffnung, dass die jungen weißrussischen Spieler ihre Entwicklung dem Niveau der KHL anpassen würden, zerplatzte. Minsk fand keine Balance, erst Pokovic lehrte dem Team Disziplin und hauchte dem dahinsiechenden Patienten neues Leben ein. Zum Ende der vergangenen Spielzeit, beim sogenannten Hoffnungs-Cup, führte er Dynamo sogar bis ins Finale. Und seit dieser Saison präsentiert sich Minsk als neue Einheit.

Das Management lernte aus den Fehlern des Vorjahres: Nicht mehr der Pass oder die Nationalität, sondern die sportlichen Fähigkeiten waren ausschlaggebend für eine Verpflichtung. Mit gleich fünf Leistungsträgern vom Überraschungs-Team Medvescak Zagreb wurde die direkte Konkurrenz nachhaltig geschwächt und zudem Akteure verpflichtet, die sich bereits kennen und keine Eingewöhnungszeit brauchen. Tatsächlich präsentiert sich Dynamo seit Saisonbeginn als echte Einheit, die auch gegen große Teams mithalten kann. Der Sieg Ende Dezember gegen den Favoriten SKA St. Petersburg vor ausverkauftem Haus war der Höhepunkt dieser Entwicklung, die im neuen Jahr weitergehen soll.

Die Spielpause zum Jahreswechsel kam Minsk daher eher ungelegen. Viele Spieler waren bei ihren Nationalteams, der Schwung der Siegesserie erlahmte und prompt ging das erste Spiel im neuen Jahr in Helsinki verloren. Doch Trainer Pokovic und sein in Deutschland ebenfalls sehr gut bekannte Assistent Andrei Kovalev arbeiten bereits an einer neuen Serie. Wenn ihnen das schwierige politische Umfeld in Minsk, das Dynamo als sportliches Aushängeschild des ganzen Landes versteht und entsprechend Druck aufbaut, weiterhin genügend Freiheiten einräumt, ist Minsk tatsächlich mehr als nur ein Playoff-Kandidat.