Sibir: Ein Eishockeymärchen aus Sibirien

Wie die Erfolge von Sibir dem Standort Novosibirsk neuen Glanz verleihen:

Plötzlich geht alles ganz schnell: „Bis 30. September 2016 soll die Finanzierung einer neuen Multifunktionshalle geklärt werden.“ Außerdem: „Bis 1. Juni 2016 soll ein Maßnahmenkatalog erarbeitet und beschlossen werden, um die Junioren WM 2022 in Novosibirsk auszutragen.“ Diese hölzern klingende Informationen auf der Webseite des russischen Präsidenten geben einer ganzen Region neue Hoffnung.

Der Hintergrund ist schnell erzählt: Seit Jahren gehört Sibir Novosibirsk zu den Pleitekandidaten der KHL. Sommer für Sommer quält sich der Klub mit dem Budget für die nächste Spielzeit. Sommer für Sommer verlassen die besten Akteure den Verein, um bei der Konkurrenz lukrativere Verträge zu unterzeichnen. Irgendwie schaffte es Sibir aber dennoch, immer wieder an den Start zu gehen und dabei zu überzeugen. In der abgelaufenen Runde erreichte das Team souverän die Playoffs und scheiterte am späteren Gagarin Cup Champion Metallurg Magnitogorsk.

Die sportlichen Erfolge des Klubs und die enorme Unterstützung der Zuschauer sind nun der Schlüssel, um das Tor in eine vielversprechende Zukunft weit aufzustoßen. Denn mit den Regierungsschreiben im Rücken mausert sich Sibir zum Vorzeigestandort der KHL.

Die Daumen drücken alle Eishockeyfreunde in Russlands drittgrößter Stadt dafür schon lange. Durch die Unterstützung seitens des Präsidenten scheint ihr Traum nun aber realistisch. Erstes wichtiges Teilziel auf dem Weg dahin: Novosibirsk soll die Junioren WM 2022 ausrichten. Dafür erhält die Region die lang ersehnte neue Halle und damit Planungssicherheit für die Zukunft sowie größere Vermarktungschancen. Gouverneur Wladimir Gorodezki unterstreicht: „Eishockey gehört traditionell zu den populärsten Sportarten der Region. Sibir erreichte in der abgelaufenen KHL-Saison als einziger Verein eine Hallenauslastung von 100 Prozent. Wenn also die Entscheidung zur Junioren-WM zugunsten von Novosibirsk ausfällt, wird das Projekt der neuen Halle schnell umgesetzt.“

Gleichzeitig soll die Millionenmetropole zu einem nationalen Eishockeyzentrum aufgebaut werden, um zukünftige Stars für die Sbornaja auszubilden. „Wir brauchen mindestens drei solcher Zentren, um die besten Spieler optimal auszubilden“, erklärt der russische Verbandspräsident Vladislav Tretiak. Geht alles glatt, fließen in Zukunft also Staatsgelder nach Novosibirsk, um die Sportart Eishockey auch in Sibirien zu fördern und weiterzuentwickeln. Für den notorischen Pleitekandidaten Sibir eine herausragende Nachricht. Denn auch in diesem Sommer stehen bereits namhafte Spieler, darunter gleich vier Importakteure der abgelaufenen Spielzeit als Abgänge fest.

Mit der präsidialen Unterstützung im Rücken wird Sibir Novosibirsk zwar noch nicht gleich in einer Finanzliga mit den Oligarchenteams spielen. Langfristig aber sollten zumindest die sommerlichen Hängepartien beendet sein und der Klub zu einem zentralen Leuchtturm der KHL aufsteigen. Wenn das Eishockeymärchen aus Sibirien tatsächlich wahr wird.