KHL-Saisonrückschau 2015/16

We are the champions!!!

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Stetig bemüht: Ein viel positiveres Zeugnis kann der KHL für Ihre achte Spielzeit nicht ausgestellt werden. Zu viele Experimente, zu viele offene Fragen, zu viele Probleme erlebten Fans, Spieler und Offizielle in den aufgelaufenen Monaten.

Los ging es bereits vor dem Start, als die Liga ihren Machtkampf gegen den russischen Verband kleinlaut verloren geben musste. Um den Interessen des Nationalteams so weit wie möglich entgegen zu kommen, startete die KHL mitten im Hochsommer in ihr achtes Jahr.

Hintergrund des frühen Saisonstarts war eine möglichst lange Vorbereitungszeit für die Sbornaja im April 2016 vor der Heim-WM im eigenen Land. Für die Fans waren die daraus resultieren Länderspielpausen nervig, für die Klubs mitunter sogar ein großes Problem. CSKA Moskau stand im Februar kurz vor Beginn der Playoffs plötzlich eine Woche komplett ohne ihr Torhüterduo da. Der Spielrhythmus kam ebenfalls durcheinander. So gab es Spieltage mit bis zu 13 Partien, am nächsten Tag fand dann kein einziges Match statt.

Schwache Organisation

Organisatorisch machte die KHL insgesamt einen Rückschritt – Hauptleidtragende davon waren die Klubs. Neben dem frühen Saisonstart mussten sie auch mit der zweiten großen Niederlage der Liga gegen den Verband fertig werden: dem wochenlang schwelenden Streit um die Importspieler. Während die ersten Partien bereits über die Bühne gingen, stand immer noch nicht fest, ob Akteure aus ehemaligen Sowjetrepubliken wie Kasachstan, Weißrussland oder Lettland unter das Ausländerkontingent fallen oder nicht.

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Am Ende setzte sich der Verband mit seiner Forderung durch, nachdem jeder nicht für das russische Nationalteam spielberechtigte Akteur als Importspieler gilt – und das große Stühlerücken begann. Plötzlich wurden Verträge aufgelöst und Spieler getauscht, ein selbstgeschaffenes Chaos.

Den Druck von oben gaben die Klubs prompt an ihre Übungsleiter weiter, weshalb die achte KHL-Saison einen traurigen Rekord aufstellte. Gleich 13 Trainer mussten während der laufenden Runde ihren Hut nehmen. Zeit, eine Mannschaft aufzubauen, erhält keiner mehr. Fünf der gefeuerten Coaches waren sogar nicht einmal sieben Monate im Amt, ehe sie wieder entlassen wurden. Klar, dass sie daher jedes Spiel wie als ihr letztes betrachteten, anstatt aufstrebende Talente langsam an das Team heranzuführen.

Sportliches Niveau steigt nicht weiter

Kommen wir zum zentralen Punkt der bisher so erfolgreich verlaufenden jungen Geschichte der KHL, der sportlichen Entwicklung. Jahr für Jahr steigerte sich das Niveau von Spielern und Spielen. Doch die düsteren Vorzeichen der achten KHL-Saison wurden bestätigt. In der abgelaufenen Runde herrschte Stillstand. Die Gründe dafür sind einfach: Die wirtschaftliche Situation in Russland machte sich immer mehr auch im Sport bemerkbar. Statt neuer Höhenflüge mussten alle Klubs verstärkt auf ihre Finanzen achten. Hinzu kam der große Aderlass vor der Saison in Richtung Nordamerika.

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Die fehlende Qualität bemerkten aufmerksame Fans vor allem bei einer der Topmannschaften, SKA St. Petersburg. Der Gagarin Cup-Champion 2015 setzte auf den falschen Trainer, verpflichtete schwache Ausländer und schaffte es nicht, Kapitän Ilja Kovalchuk aus seinem Leistungsloch zu befreien. Am Ende geriet sogar die Playoff-Qualifikation in Gefahr. Auch Dynamo Moskau, Ak Bars Kazan und Salavat Ufa erlebten länger andauernde Schwächephasen – eine Chance für wenig finanzstarke Mannschaften. Überraschen konnten dabei vor allem Slovan, Admiral, Avtomobilist und Torpedo.

Die Highlights der Spielzeit

Natürlich gab es in der achten KHL-Saison nicht nur Schatten. Positiv aus deutscher Sicht ist der Triumph von Ilja Vorobjev mit Metallurg Magnitogorsk. Der junge Coach, der lange Zeit für Frankfurt aktiv war, übernahm den Chefposten im Oktober von seinem Lehrmeister Mike Keenan und führte Magnitka zum zweiten Titel innerhalb von zwei Jahren. Gleichzeitig ist Vorobjev das prominente Beispiel einer ganzen Generation an jungen russischen Trainern, die als Spieler selbst im westlichen Ausland aktiv waren und nun in ihrer Heimat neue Ideen verwirklichen.

Best coach!

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Zu den Entdeckungen der Saison auf dem Eis avancierten vor allem zwei Akteure. Stürmer Nikita Gusev und Torhüter Ilja Sorokin. Gusev erhielt für seine starken Auftritte einen Vertrag bei SKA und soll dort langfristig Artemi Panarin ersetzen. Sorokin war der Garant für die überlegene Spielzeit von CSKA Moskau und verdrängte sogar den schwedischen Nationaltorhüter Viktor Fasth.

In den Playoffs war dann jedoch Schluss mit den Überraschungen

Trotz ihrer schlechteren Platzierung setzten sich die Oligarchenklubs durch. Und erneut gelang es dem Sieger der Hauptrunde nicht, den Fluch zu brechen und auch den Gagarin Cup zu gewinnen. Einzige Sensation der ersten Runde war das Ausscheiden von Jokerit Helsinki gegen Torpedo Nizhny Novgorod. Auch der Sieg von Eastern Conference-Vertreter Magnitogorsk über CSKA Moskau konnte so nicht erwartet werden.

Insgesamt bleibt neben den strahlenden Siegerfotos von Metallurg Magnitogorsk aber ein fader Beigeschmack einer Saison mit zu vielen Experimenten und zu wenig Planungssicherheit für alle Beteiligte. Denn wie schon vor einem Jahr haben mindestens vier Vereine im Mai noch Schulden bei ihren Angestellten, wie die KHL offiziell bestätigt. Und erneut werden die besten Spieler der Spielzeit im Sommer die Liga in Richtung NHL verlassen. Um neue Stars aufzubauen, sollte endlich eine realistische Einschätzung der eigenen Stärke bei allen Teams einsetzen. Dann nämlich wäre der Druck nicht mehr so groß, die Trainer könnten langfristiger arbeiten, junge Spieler entwickeln und somit die gesamte KHL stärken.