Eine Diva auf Schmusekurs

Ilya Kovalchuk ist voll motiviert. Gemeinsam mit seinen Kollegen von SKA St. Petersburg schwitzt er in der harten Vorbereitung unter dem neuen Coach Oleg Znarok.

Sein Blick geht nur nach vorne: „Leider war die Pause in diesem Jahr besonders lang, aber jetzt bin ich bereit für die neue Spielzeit“, freut sich der Stürmer auf die Aufgaben im Starensemble. Anders als im Vorjahr verbrachte Kovalchuk den Sommer in seiner Wahlheimat Florida. Weit weg von St. Petersburg, weit weg von den negativen Erlebnissen zum Ende der vergangenen Saison. Zum ersten mal in seiner Karriere wurde der Stürmer während der Playoffs aus dem Kader gestrichen – ohne verletzt zu sein.

Von außen musste er zusehen, wie SKA als amtierender Champion ausschied. Nur vier Spiele bestritt Kovalchuk in der Endrunde, kein Tor und keine Vorlage stehen für ihn zu Buche. Viel wichtiger als die Statistik war aber der große Medienrummel um seine Person. Kovalchuk ist Topverdiener in der KHL, ein Aushängeschild der Liga. Wenn er nicht spielt, muss etwas vorgefallen sein, dachten sich russische wie internationale Medien. Und da es keine spannenden offiziellen Informationen gab, mussten Gerüchte herhalten.

Davon gab es viele: Von Alkoholproblemen bis Konflikte mit dem Trainerteam bzw. dem Management wurde Kovalchuk viel Negatives angedichtet. Je länger sich weder Spieler noch Verein dazu äußerten, desto gewagter wurden die Vorwürfe. Ehemalige Mitspieler und Trainer sorgten sich um Kovalchuk und erkundigten sich wie Slava Bykov sogar direkt vor Ort nach der Wahrheit. Die russische Eishockeywelt war in Aufruhr, zumal Kovalchuk auch für die Heim-WM und den World-Cup nicht nominiert wurde.

„Alles, was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, sagt Kovalchuk rückblickend. Erst nach dem Saisonaus und mit etwas Abstand äußerte sich der Stürmer öffentlich zur Situation: „Ich kann nicht erklären, warum das passiert ist. Wir hatten Fitness-Tests vor den letzten zwei Spielen gegen Jaroslavl, die waren vollkommen in Ordnung. Danach wurde mir gesagt, dass ich mich in einer schlechten mentalen Verfassung befinde und ich wurde aus dem Kader gestrichen. Alle Gerüchte, die anschließend über meine Person durch die Presse gingen, haben nichts mit der Realität zu tun.“

Das Kapitel ist für Kovalchuk damit abgeschlossen. Viel wichtiger als der Blick zurück ist seine neue Rolle im Team. Denn mit der Verpflichtung von Pavel Datsyuk, der Rückkehr von Plotnikov und Tikhonov und vor allem der Übername des Sbornaja-Trainerteams in St. Petersburg, zählt nur die Leistung auf dem Eis.

Wenn Kovalchuk wieder scort, stehen ihm alle Türen offen, auch in der Nationalmannschaft. Wenn nicht, wird es ein ganz schweres letztes Vertragsjahr. Im kommenden Sommer werden die Karten ohnehin neu gemischt. Bis dahin versucht die Diva, auf Schmusekurs zu bleiben und sportlich zu überzeugen.