Muss die KHL schrumpfen, um zu überleben?

 

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Seit zwei Jahren ist KHL-Präsident Dmitry Chernyshenko im Amt, die Probleme der Liga sind seitdem nicht kleiner geworden. Nun kündigt der Funktionär neue Maßnahmen zur sportlichen und wirtschaftlichen Entwicklung an: Zur neuen Saison könnte die KHL erstmals deutlich kleiner werden.

Wenn der Präsident bereits zum zweiten Mal in einem Jahr über die Möglichkeit spricht, einzelne Klubs aus der Liga zu schmeißen, wird die Gesamtsituation hinter den Kulissen der glitzernden Spielewelt offenbar immer bedrohlicher. Hintergrund der Ankündigung von Dmitry Chernyshenko, der in einem Interview von einer möglichen Verkleinerung der Liga als eine Zukunftsoption sprach, sind neben sportlichen Gründen vor allem finanzielle Probleme einzelner Standorte.

So geht Metallurg Novokuznetsk trotz des erneuten Verkaufs der besten Spieler im Sommer bereits im November das Geld aus. Die Akteure warten auf ihr Gehalt und schon wieder muss in Krisengesprächen darüber beraten werden, wie der Klub die Saison zu Ende bringt. Daher ist es richtig, wenn das KHL-Management ihr vergangenes Vorgehen zumindest in Frage stellt.

Bisher wurde jeder russische Standort der Liga auf Gedeih und Verderb gehalten. Denn die KHL ist kein reines Wirtschaftsunternehmen, sondern von Beginn an als Infrastrukturprogramm für die Entwicklung des russischen Eishockeys etabliert worden. Der Aufschrei in der russischen Presse ob der möglichen Verkleinerung ist daher nachzuvollziehen – und trotzdem falsch.

Denn wenn kein Geld da ist, ist kein Geld da. Bei der Ankündigung spielen aber auch sportliche Aspekte eine Rolle – zu groß ist der Unterschied zwischen Topklubs und Mittelfeld. Seit Jahren fordern russische Experten zudem eine weitere Reduzierung der Ausländerstellen. Alle Ansätze zusammen schließen sich jedoch aus. Denn welche Kriterien kann die Liga zur Verkleinerung ansetzen? Das Budget? Dann fliegt nicht nur Novokuznetsk aus der KHL, auch Yugra, Lada und die drei nicht russischen Standorte Riga, Zagreb und Bratislava wären gefährdet. Dort spielen aber gar keine oder fast keine russischen Akteure. Der Umkehrschluss, das Limit für Importspieler ganz aufzuheben, um den kleineren Klubs eine größere sportliche Bedeutung zu ermöglichen, funktioniert zudem nicht, weil den betroffenen Klubs bekanntermaßen das Geld für starke Cracks fehlt.

Die KHL steckt also in einer Zwickmühle. Die 870 Spiele der aktuell 29 teilnehmenden Mannschaften sind das oberste Limit, damit sich die Sbornaja auf ihre Turniere vorbereiten kann. Mit beispielsweise nur noch 25 Klubs könnte der Spielplan leicht aufgebläht und die gleiche Anzahl an Matches erreicht werden. Die besten Spieler der scheidenden Klubs würden dann zumindest in der Theorie das Niveau der anderen Standorte erhöhen. Würde aber gleichzeitig das Ausländerlimit gesenkt, bliebe davon nicht mehr viel übrig. Wie auch immer sich die KHL entscheidet: Die kommenden Monate werden nicht nur aus sportliches Sicht besonders spannend.