Russian six im Stanley Cup 2020

Wer sich die Nationalitäten der diesjährigen Stanley Cup-Teilnehmer anschaut, versteht schnell, warum das Finale 2020 in Russland besonders große Aufmerksamkeit erregt.

Gleich sechs einheimische Akteure kämpfen um den Cup – jeweils drei auf einer Seite. So etwas gab es in der Geschichte der NHL erst einmal. 97/98 trafen in der Serie zwischen Detroit und Washington sieben Russen aufeinander. Damals jedoch mussten die meisten ehemaligen Sowjet-Stars ins Ausland wechseln, um die Familie zu ernähren. Heute gibt es mit der KHL eine Liga, in der Russen sogar mehr Geld als in Nordamerika verdienen können. Star-Stürmer Alexander Radulov hat dies in Moskau und Ufa über Jahre gemacht. Jetzt hat er die Chance, zum ersten Mal in seiner Karriere den Stanley Cup zu gewinnen – wie alle seine Landsleute in diesem Finale.

Und noch eine Besonderheit eint die sechs: Sie alle wechselten bereits in sehr jungen Jahren nach Nordamerika und zogen den Weg durch die Minor-Leagues einem Durchbruch in der Heimat vor. Für das russische Eishockey ist dieses Finale daher Fluch und Segen zugleich. Segen deshalb, weil die Aufmerksamkeit auf die Sportart trotz der laufenden Liga zu Hause noch einmal kräftig zunimmt und die Berichterstattung immens ist. Fluch jedoch, weil der Weg der Protagonisten allen aufstrebenden Akteuren vor Augen führt, dass der Weg zum Stanley Cup zumindest in diesen sechs Fällen eben mit einem vorzeitigen Abschied verbunden ist.

Besonders interessant ist natürlich das Duell der beiden Torhüter. Mit Andrei Vasilevskiy und Anton Khudobin spielen erstmals zwei russische Goalies um den Stanley Cup. Khudobin ist zwar in Kasachstan geboren, stand aber bereits für die Sbornaja im Tor. Im direkten Aufeinandertreffen gilt eigentlich der acht Jahre jüngere Vasilevskiy als Favorit, in Spiel eins war Khudobin der Sieggarant. „Bisher waren wir in allen Serien der Underdog“, blickt Khudobin dem Duell im Interview mit der Zeitung Sport Express gelassen entgegen.

Khudobin oder Vasilevkiy, Radulov oder Kucherov, Gurianov oder Sergachev: Eines steht bereits heute fest: 2020 gewinnen drei Russen den Stanley Cup.