Russische Jungstars zwischen Sbornaja-Ruhm und Liga-Alltag

Knapp unter 27 Jahren: Noch nie war das Durchschnittsalter in der KHL so niedrig. Gleichzeitig stieg auch die Anzahl der U-20 Akteure in der Liga deutlich an. 91 Spieler waren es bis zur Länderspielpause, in der Russlands U-20 Nationalmannschaft bekanntlich den Karjala-Cup gewann. Dennoch haben es aufstrebende Talente weiterhin schwer. Selbst für die Helden aus Helsinki ist die KHL ein hartes Pflaster, wie unsere drei Beispiele zeigen:

Der Kapitän: Vasily Podkolzin (SKA St. Petersburg, Erstrundendraftpick von Vancouver 2019)

Im Nationaltrikot war Podkolzin ein anderer Spieler als im bisherigen Saisonverlauf für St. Petersburg. Und das lag nicht nur an der deutlich gestiegenen Eiszeit. Podkolzin war beim Karjala-Cup Russlands wichtigster Führungsspieler. Bei SKA dagegen verläuft die Saison bisher nicht nach Plan. Zuerst flog er aus der Reihe mit Morozov und Marchenko, dann sank seine Eiszeit von 14 auf 12 Minuten pro Match im Vergleich zum Vorjahr. In Überzahl durfte Podkolzin erst aufs Eis, als alle Stammkräfte wegen Corona ausfielen. Nach seiner Rückkehr von der Sbornaja hat sich sein Status jedoch verbessert. Im ersten Spiel agierte Podkolzin in Reihe eins und erzielte sein zweites Saisontor. Doch wie lange hält die Euphorie? Podkolzin ist für die Junioren-WM gesetzt, bis dahin wird sich an seiner Rolle bei SKA wohl nur wenig ändern.

Der Torjäger: Rodion Amirov (Salavat Ufa, Erstrundendraftpick von Toronto 2020)

In Helsinki stellte Amirov einen neuen nationalen Rekord auf. Er ist der erste Spieler, dem es gelang, in seinen ersten drei Partien für die Nationalmannschaft jeweils zu treffen. Auch in Ufa läuft es für den Angreifer gut. Drei Tore in 19 Spielen, dazu ein Sprung von 9 auf über 14 Minuten Eiszeit pro Spiel. Doch nach dem Triumph von Helsinki folge die kalte Dusche. Beim ersten Match musste Amirov zuschauen. Dennoch bieten sich dem jungen Stürmer in Ufa alle Chancen. Amirov erhält Vertrauen, darf sich entwickeln und spielt in einem Team, bei dem die Offensive schon immer besonders wichtig war. Doch auch sein Vertrag endet nach dieser Spielzeit. Anders als bei Podkolzin käme der Schritt nach Nordamerika für viele Experten aber noch zu früh.

Die Überraschung: Yegor Chinakhov (Avangard Omsk, Erstrundendraftpick von Columbus 2020)

Im Sommer schaffte der Stürmer erstmals den Sprung in die Profi-Mannschaft. Dabei überholte er Mitspieler Arseny Gritsyuk, der im Vorjahr im Juniorenteam mehr Tore erzielte, jedoch auch nach dem Triumph von Helsinki sofort wieder ins zweite Team musste. Chinakhov dagegen genießt volles Vertrauen bei Avangard. Als einer der wenigen russischen Jungstars spielt er regelmäßig in Überzahl. Auch wenn er nach dem überraschenden Draft-Ergebnis in ein kleines Loch fiel: Aktuell gehört Chinakhov zu den stärksten Angreifern von Avangard und kam so erst in den Dunstkreis der Sbornaja. Chinakhov ist damit Vorbild für alle jungen Spieler in der Liga. Denn er hat bewiesen, dass sich Talente mit harter Arbeit in der ansonsten eher auf erfahrene Akteure ausgerichteten KHL durchsetzen kann.