Roter Teppich für Slava Voynov

„Das Mitleid ist die Grundlage der Moral.“ Wer dem deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer glaubt, dürfte Stolz sein, auf den Umgang der KHL mit Slava Voynov. Frauenrechtler schütteln dagegen aktuell nur mit dem Kopf: Denn in Russland wird der verurteilte Voynov empfangen wie ein verlorener Sohn.

Wie würde wohl in Deutschland die Reaktion ausfallen? Wenn ein im Ausland erfolgreicher Nationalspieler in alkoholisiertem Zustand handgreiflich gegen seine Frau wird? Wenn er noch im Krankenhaus verhaftet, später verurteilt und ins Gefängnis muss, schließlich nach seiner Freilassung von der Migrationsbehörde erneut festgenommen wird und dann freiwillig in die Heimat zurückkehrt? Die mediale Aufmerksamkeit wäre auch hier riesengroß. In Russland jedoch geht es nicht um Schuld und Sühne, sondern nur darum, welcher Klub den gefallenen Slava Voynov aufnimmt und damit das Rennen um einen der wenigen russischen Offensivverteidiger der Gegenwart gewinnt.

Seit seiner Rückkehr nach Russland buhlen die KHL-Klubs um die Rechte von Voynov, die eigentlich bei Traktor Tscheljabinsk liegen. Der Ausbildungsverein hat jedoch keine Chance auf ein Engagement,denn dafür fehlen die finanziellen Mittel. Laut russischer Medien hat Gagarin Cup Champion SKA St. Petersburg jetzt das Rennen um Voynov gewonnen – und rollt den roten Teppich aus. Sobald die Transferkarte in Russland ist, unterschreibt der Verteidiger einen Vier-Jahresvertrag an der Newa mit angeblich vier Millionen Dollar Jahresgehalt.

Das wäre angesichts des Steuervorteils sogar noch mehr, als Voynov in Los Angeles in den kommenden Jahren verdient hätte. Ist das gerecht? Diskutiert wird über diese Frage in der KHL nicht. Statt über die Vorbildfunktion eines Sportlers nachzudenken, der wegen häuslicher Gewalt verurteilt ist, geht es nur darum, wie lange Voynov wohl brauchen wird, um wieder in Form zu kommen. Vor allem der Verband hofft, dass er rechtzeitig zur Heim-WM wieder zu alter Stärke zurückfindet.