Rückblick KHL-Saison 2022/23

Die KHL-Spielzeit 2022/23 ist beendet. Eine Saison der Besonderheiten, der Extreme und der vergeblichen Hoffnung auf eine Rückkehr zur sportlichen Normalität.

Den Gagarin Cup gewinnt auch in diesem Jahr CSKA Moskau. Die Hauptstädter benötigten dafür aber die fast längstmögliche Distanz: 27 der maximal 28 Playoff-Spiele. Drei der vier Serien entschied das Team von Sergei Fedorov erst im jeweils ausschlaggebenden Spiel sieben. Der Ex-NHL-Star stellte damit gleich mehrere Rekorde auf: Gleich in seinen ersten beiden Jahren als Chefcoach gewann Fedorov den Titel. Und er verlor noch keine einzige Playoff-Serie in der KHL.

Herausragende Werte für einen Übungsleiter, der frischen Schwung, Offenheit und Respekt in die Liga brachte. Und neue Ideen. Fedorov gestattete seinen Akteuren einen besonders langen Sommer. Kein anderes Spitzenteam stieg später in die Saisonvorbereitung ein als CSKA. Trotz vieler Rückschläge und wenig erfolgreichen Phasen blieben die Verantwortlichen im Saisonverlauf ruhig und ließen Fedorov mit seiner eingespielten Mannschaft arbeiten. Er aktuelle Titelgewinn kostete ihn dennoch mehr Nerven als der Erfolg im Vorjahr.

Denn die KHL ist sportlich näher zusammengerückt. Vor allem durch die Gehaltsobergrenze. Natürlich spielt aber auch die Abwesenheit der ausländischen Superstars eine Rolle. Denn im Zuge des Ukraine-Krieges, der westlichen Sanktionen und vor allem des medialen und damit gesellschaftlichen Drucks in Europa, entscheiden sich immer weniger Importspieler für einen Wechsel in die KHL. Diese Entwicklung diskutierten die Klubs über die gesamte Spielzeit und kamen am Ende zu einer überraschenden Entscheidung, die von kleineren Standorten massiv kritisiert wurde: Ab der neuen Saison sind nur noch drei ausländische Profis erlaubt, anstatt bisher fünf.

Für CSKA Moskau und Endspielgegner Ak Bars Kazan oder auch Hauptrundenprimus SKA St. Petersburg ist dies kein Problem. Für Teams wie Admiral, der größten Überraschung der Spielzeit, oder auch Avangard Omsk dagegen schon. Der russische Verband hofft, dass mit der neuen Regelung mehr junge, einheimischen Akteure in die Liga kommen. Wie bei Torpedo. Hier gelang Igor Larionov eine herausragende Saison – ohne Stars und Sternchen. Der Professor setze auf eine offensive Spielweise, viel Laufarbeit und ein starkes Kollektiv – mit Erfolg. In den Playoffs war erst gegen SKA St. Petersburg Endstation.

Petersburg dominierte die Hauptrunde fast nach Belieben. 105 Punkte nach 68 Spielen, 50 Siege und nur 18 Niederlagen sprechen eine eindeutige Sprache. Das Team von Neu-Trainer Roman Rotenberg scheiterte im Conference-Finale einmal mehr an CSKA Moskau und drängte anschließend auf eine weitere Reform. Auch dieses Ansinnen klappte: Ab der neuen Spielzeit werden die Playoff-Paarungen ab der zweiten Runde zwischen Westen und Osten über Kreuz gespielt.

Was bleibt von der Saison 2023/23 außerdem noch besonders im Gedächtnis? Die Erweiterung auf 68 Spiele taten der Liga gut, genauso wie die gestrichenen Länderspielpausen. Igor Larionov forderte bereits, die Hauptrundenpartien weiter zu erhöhen und vor allem länger zu spielen. Denn durch den Ausschluss der Sbornaja von internationalen Turnieren gäbe es keinen Grund für ein Saisonende im April. Ob sich die Emanzipierung der KHL tatsächlich umsetzen lässt oder es der IIHF dämmert, dass Weltmeisterschaft ohne Russland sportlich fragwürdig sind, wird die Zukunft zeigen.