Finnland gewinnt den Channel One Cup

Die Eishockeywelt ist klein. Wenn jenseits des Atlantiks die beste Liga der Welt hüstelt, Partien ausfallen und Teams für Tage aus dem Spielbetrieb genommen werden, schlagen diese Neuigkeiten auch im fernen Moskau große Wellen. Wie in jedem Jahr fand hier kurz vor Weihnachten der Channel One Cup statt – unter ganz besonderen Vorzeichen. 

Das Turnier ist die Generalprobe der europäischen Top-Nationen vor den Olympischen Winterspielen. Doch spätestens als Team Kanada seine Teilnahme bekanntgab, mischte sich ein fader Beigeschmack in die Freude über das plötzliche Erscheinen der Nordamerikaner. Denn nun musste auch der größte Optimist einsehen, dass beim Channel One Cup 2021 viele Akteure mitwirken, die einspringen müssen, falls die NHL ihre Teilnahme in Peking in letzter Minute doch noch absagt.

Die Kanadier kommunizierten dies auch ganz direkt, während Russlands neuer Nationalcoach Alexei Zhamnov von einer „nicht gerade ästhetischen Frage“ sprach und lieber keine Antwort zu seinem Plan B gab. Während des Turnierverlaufs verdunkelten sich die Vorzeichen aus der NHL für Olympia weiter. Je mehr Akteure ins Covid-Protokoll aufgenommen wurden, desto größer wurde die Bedeutung des Turniers in Moskau. Schwedens Trainer Johan Garpenlöv bekannte, dass durch die Absage von Robin Lehner einer der schwedischen KHL-Torhüter möglicherweise selbst dann ein Olympiaticket erhält, wenn die NHL-Stars wie geplant nach China reisen. Die Chancen dafür schätzt er auf 50:50.

Insgesamt sahen die Zuschauer von Mittwoch bis Sonntag guten Sport auf hohem Niveau. Durch die unterschiedliche Anzahl an Spielen war der knappe Turniersieg der Finnen jedoch eher zweitrangig – die Augen aller Nationaltrainer richten sich am Ende primär nach Nordamerika. Sportliche Erkenntnisse gab es in Moskau trotzdem: Die Tschechen belegten wie bereits beim Karjala Cup den letzten Platz und rutschen im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Nationen weiter ab. Die Schweden hatten im Vergleich zum Turniersieg in Helsinki im November einen komplett veränderten Kader und vor allem gegen Russland Pech im Abschluss. Bei der großenteils aus KHL-Legionären zusammengewürfelten kanadischen Mannschaft freuten sich die meisten Akteure vor allem darüber, das Nationaltrikot vielleicht zum ersten und einzigen Mal überziehen zu dürfen. Von den drei DEL-Vertretern machte vor allem Kölns Goalie Justin Pogge beim Auftaktspiel gegen Russland keine gute Figur. Finnland dagegen schickte einen Mix aus KHL-Spielern und heimischen Akteuren ins Turnier und überzeugte vor allem in den Partien gegen Kanada und Russland.

Und die Sbornaja?

Der Gastgeber zelebrierte das 75-jährige Jubiläum des Verbands mit großem Aufwand: Die Mannschaft trat in Retro-Trikots an, der UDSSR-Schriftzug beflügelte das Team in jedem Match, in dem das neue Trainerteam viel wechselte. Für den Olympiakader empfahl sich vor allem Verteidiger Slava Voynov – unabhängig von der NHL-Entscheidung. Insgesamt verstärkte sich in Moskau jedoch das Gefühl, dass die Chancen auf eine NHL-Teilnahme in Peking von Tag zu Tag kleiner werden.