Dopingangst zerstört russische WM-Träume – Datsyuk kehrt zurück

Es ist aktuell eine schwere Zeit für russische Eishockeyfans. Trotz einer spannenden KHL-Finalserie reißen die Hiobsbotschaften nicht ab: Zuerst die schleppenden Ticketverkäufe für die Heim-WM im Mai, dann vergangene Woche ein Dopingskandal um die U-18 Nationalmannschaft.

Was ist passiert? Genau einen Tag vor Abflug der russischen Mannschaft zur U-18 WM, die vom 14. bis 24. April in den USA stattfindet, schickte der Verband das komplette Team, inklusive Trainer, plötzlich nach Hause. Ein ganzes Jahr hatte Coach Vitali Prochorov die besten russischen Spieler mit Geburtsjahr 1998 auf dieses Turnier vorbereitet. Doch statt seiner U-18 flog plötzlich die U-17 Sbornaja über den Atlantik, lediglich die ohnehin in Nordamerika aktiven Akteure des eigentlich geplanten Kaders sowie ein Akteur aus dem Jahrgang 2000 werden nun an der WM teilnehmen. Für Russland ist dieser Wettkampf damit schon verloren ist, bevor er startete und der Imageschaden riesengroß.

Über das Warum wurde anschließend weltweit heiß diskutiert und spekuliert. Der kanadische Sportsender TSN sprach voreilig vom größten Dopingskandal in der Geschichte des Eishockeys. Die Verantwortlichen in Russland schwiegen. Erst einen ganzen Tag später gab es eine Erklärung vom verantwortlichen Sportminister Vitali Mutko. Tatsächlich geht es um das Thema Doping und das in Russland weit verbreitete Mittel Meldonium, das bereits Tennisstar Maria Scharapowa zum Verhängnis wurde. Laut Mutko wurden Spieler der U-18 noch im Herbst 2015 mit Meldonium behandelt – auf ärztlichen Rat.

Ein Dopingvergehen einzelner Akteure der russischen U-18 Nationalmannschaft liegt jedoch nicht vor. Womöglich wäre es dazu aber bei der WM gekommen. „Mit unserer Entscheidung minimalisieren wir das Risiko“, erklärt der Sportminister.

Das Problem am Wirkstoff Meldonium, der seit Anfang 2016 auf der Dopingliste steht, ist die Tatsache, dass er wohl noch Monate nach der letzten Einnahme nachgewiesen werden kann. Die u.a. in Russland vertriebene Substanz soll z.B. die Durchblutung fördern. Bitter für die Spieler, die ihrem Ärzteteam Vertrauen schenkten und nun kurz vor Beginn ihres bisher wichtigsten Turniers um den Lohn ihrer Arbeit gebracht wurden. Als einziges Trostpflaster bleibt ihnen die Gewissheit, dass bei einem eventuell positiven Dopingtest die gesamte Karriere in Gefahr geriete. Über Konsequenzen im Verband gibt es keine Informationen.

Eine positive Nachricht erhellte am Sonntag dann aber doch noch den grauen russischen Eishockeyhimmel: Pavel Datsyuk kündigte das Ende seiner NHL-Karriere nach dieser Spielzeit und die Rückkehr in seine russische Heimat an.