Atlant erwartet Saison der Wahrheit

Weniger Geld, weniger Probleme? Atlant startet mit einem zusammengestrichenen Etat in die neue KHL-Spielzeit. Kurzzeitig stand sogar der Fortbestand des Klubs in den Sternen. Finanzprobleme belasten den Standort seit Jahren, weil der Erfolg ausbleibt und viele Akteure überbezahlt sind.

Genießen konnte Atlant das Leben auf großem Fuß nur einmal: 2010/2011 feierte das Management die Vizemeisterschaft, seitdem geht es kontinuierlich bergab. Dabei werden Jahr für Jahr mit großen Versprechungen teure Spieler verpflichtet, Erwartungen geschürt und Druck aufgebaut. Dem Druck fällt dann zuerst das Trainerteam zum Opfer, die Erwartungen enttäuschen später zumeist die teuren Neuverpflichtungen. Es ist wie ein ewig währender Kreislauf des Grauens: In der vergangenen Spielzeit erreichte Atlant nicht einmal die Playoffs.

Und dann war plötzlich das Geld weg. Für Wochen sah es so aus, dass der Klub komplett die Segel streichen muss, doch nun geht es unter verschärften Bedingungen weiter. Dafür musste Atlant den Etat kürzen, hochdotierte Verträge mit Yevgeni Artyukhin, Vitali Atyushov und Yuri Trubachyov wurden aufgelöst. Zu viele Auf und Abs, zu wenig Konstanz, zu wenig Disziplin.

Natürlich soll in der neuen Saison nun alles besser werden. Trainer Alexei Kudashov durfte bleiben, junge Spieler sollen verstärkt eine tragende Rolle im Team übernehmen. Neuverpflichtungen gab es lange Zeit keine, später bediente sich Manager Alexei Zhamnov bei den Pleiteklubs Spartak Moskau (Routinier Vyacheslav Kozlov) sowie vor allem bei Lev Prag: Vom Vizemeister stießen gleich drei Akteure zum Moskauer Vorortklub: Torhüter Atte Engren, Verteidiger Ondrej Nemec und Stürmer Petr Vrána. Bestimmt auch keine Schnäppchen, dafür aber mit Führungsqualitäten. Atlant möchte weg vom Image des netten Nachbarn, der immer bereitwillig viel zahlt und trotzdem wenig dafür erhält.

Wie es in der neuen Spielzeit läuft, ist trotzdem nur schwer vorauszusagen: Denn Atlant spielt zusammen mit St. Petersburg in einer Gruppe voller nichtrussischer Teams, die keinen Beschränkungen bei den Ausländerpositionen unterliegen. Außerdem warten auf das Team bis Anfang Dezember gleich 21 Auswärtsspiele – bei nur 13 Heimpartien: „Das ist eine sehr schwierige Situation für uns, sowohl die Gegner als auch der Spielplan. Wir richten unsere Vorbereitung jetzt gezielt darauf aus“, erklärt Trainer Kudashov. Bleibt die Frage, ob das Management mit weniger finanziellen Ressourcen plötzlich mehr Geduld mitbringt. Auf Atlant wartet eine Saison der Wahrheit.