Andrei Nazarov: Ein Abstieg mit Folgen

 

Andrei Nazarov hat vergangene Woche gleich zwei Jobs verloren. Sein Traineramt bei Bayrs Astana in der KHL und den Posten als Übungsleiter der kasachischen Nationalmannschaft. Ein tiefer Fall.

In der russischen Sprache gibt es eine Besonderheit. Eine sogenannte Gefängnissprache bestehend aus Schimpfwörtern, die im Geschäftsleben verpönt – beim Eishockey jedoch allgegenwärtig ist. Andrei Nazarov ist ein besonders eifriger und talentierter Verwender dieser Sprache. Seine Kabinenpredigt in einer Playoff-Partie von Barys gegen Avangard schaffte es zu einem ein Social Media Hit in Russland, weil es Nazarov gelang, eine rekordverdächtige Anzahl an Schimpfwörtern an seine Mannschaft zu richten.

Doch Nasarov beschränkte sich nicht nur auf verbale, derbe Ausdrucksformen, auch körperlich machte er häufig genug deutlich, wenn ihm etwas nicht passt. Gesten gegen Schiedsrichter und Offizielle sowie Prügeleien mit Zuschauern bescherten ihm mehrere Sperren und stärkten gleichzeitig seinen Ruf als Bad Guy der KHL. Jetzt ist Nazarov aber so tief gefallen, dass ein Comeback schwierig wird. Die Chronologie seines Abstiegs begann im vergangenen Jahr mit einem vermeintlichen Aufstieg.

Als Cheftrainer beim Ligaprimus SKA St. Petersburg ersetze er Meistermacher Slava Bykov und war mit dieser Aufgabe komplett überfordert. Nach seiner Entlassung wurde Nazarov bei Barys Astana jedoch wieder mit offenen Armen empfangen. Hier und in der kasachischen Nationalmannschaft feierte er nämlich zuvor durchaus vorzeigbare Erfolge. Seit seiner Rückkehr aus Petersburg ist ihm das Pech aber treu. In dieser Saison hagelte es für ihn und Barys nur Niederlagen und nachdem Kasachstan die Olympia-Qualifikation verpasste wurde er sowohl als Nationaltrainer als auch als Klubcoach entlassen. Jetzt ist Nazarov ist am Tiefpunkt seiner jungen Trainerkarriere anbelangt.

Für Barys wird es unter dem neuen Übungsleiter Eduard Zankovets nicht leichter. Das Team ist abhängig von den eingebürgerten Nordamerikanern Kevin Dallman, Brandon Bochenski, Nigel Dawes und dem verletzen Dustin Boyd. Die erste Partie unter dem neuen Coach konnte Astana zwar gewinnen, die zweite ging aber schon wieder verloren. „Mit Ungeduld haben wir das erste Heimspiel unter dem neuen Coach und den ersten Sieg der Saison erwartet. Wir werden versuchen, in jedem Spiel mit Selbstvertrauen zu agieren, das neue System umzusetzen und nur nach vorne zu schauen“, erklärte Kapitän Kevin Dallman. Das große Saisonziel, die Playoffs, zu erreichen, wird aber ein schwieriges Unterfangen. Ex-Trainer Andrei Nazarov kann nun egal sein: Für den Coach beginnt mit dem Rausschmiss ein neuer Lebensabschnitt.