Traktor: Neubeginn ohne Altlasten

Die besten Spieler sind weg und die Hoffnung auf eine starke Saison trotzdem groß. Traktor Tscheljabinsk befreit sich vom Ballast der Vergangenheit und blickt optimistisch in die Zukunft.

Verpflichten und feuern, ausprobieren, verpflichten und feuern oder gleich feuern. Traktor Tscheljabinsk ist in der abgelaufenen Spielzeit ein großer Umsteigebahnhof für Eishockeyprofis. Der Klubs aus dem Ural tauschte sein spielendes Personal fasst so häufig, wie Computerspieler ihren Kader beim legendären Strategiespiel Eishockey Manager von Software 2000 durchwechselten. Grund dafür ist eine ganz schwache Hauptrunde und deutlich gestiegene Erwartungen. Denn nach Platz drei 2011/2012 und Rang zwei 2012/2013 sollte es vergangene Saison endlich mit dem Gagarin-Cup klappen. Stattdessen verpasste die Mannschaft die Playoffs.

Tragische Figur der Spielzeit war Jungstar Evgeni Kuznetsov: „Selbst die Hunde auf der Straße drehen sich weg, wenn sie mich sehen“, so der durch viele Verletzungen und mangelndes Scheibenglück gefrustete Stürmer. Noch vor Saisonende durfte der Publikumsliebling den Verein in Richtung NHL verlassen – ein großer Verlust für Traktor, aber auch eine Befreiung. Denn der hochdotierte Vertrag von Kuznetsov war für viele Akteure im Team offensichtlich häufig genug Ausrede. Jetzt ist der Stürmer weg – in der Sommerpause folgte mit Petri Kontiola der zweite große Star der Mannschaft. Der Finne prägte das Spiel von Tscheljabinsk in den vergangenen Jahren nachhaltig, löste seinen noch gültigen Vertrag aber auf, um ebenfalls in der NHL sein Glück zu finden.

Gleichstarken Ersatz konnte Traktor für keinen der Angreifer verpflichten. Dafür ist der Ballast der Vergangenheit jetzt verschwunden und der Weg frei für eine neue Zukunft. Die soll der junge finnische Trainer Karri Kivi gestalten: Mit mehr Disziplin, einer homogeneren, hungrigeren Mannschaft und deutlich offensiverer Spielausrichtung. In elf Partien der abgelaufenen Saison gelang Tscheljabinsk kein Treffer – insgesamt gehörte die Mannschaft zu den größten Enttäuschungen. Jetzt weilt das Team in Garmisch-Partenkirchen, um hier in Deutschland den Grundstock für den sportlichen Neubeginn zu legen.