Lokomotive: Plötzlich Titelanwärter

Sean Simpson weiß was ihn erwartet. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer übernahm im Sommer Lokomotive Jaroslawl und damit einen ganz besonders spannenden KHL-Standort.

Bis ins Conference-Finale schaffte es Lokomotive in der vergangenen Saison – nur drei Jahre nach der Flugzeugkatastrophe vom 7. September 2011. Damals verlor Jaroslawl auf einen Schlag das komplette Profiteam sowie die besten Nachwuchsakteure. Es grenzt daher schon an ein Wunder, wie es dem Management gelang, in so kurzen Zeit erneut eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Vor allem weil die Mannschaft tatsächlich als Mannschaft agiert und nicht nur als Ansammlung einzelner Spieler.

Neben der traditionell starken Defensive überzeugte Loko plötzlich auch mit forschem Offensivdrang und schickte nach Titelverteidiger Dynamo Moskau auch den größten Favoriten auf den Gagarin-Cup, SKA St. Petersburg, in den Sommerurlaub. Nach diesen überragenden Playoffs soll es in der kommenden Saison noch einen Schritt nach vorne gehen: Loko greift 2014/15 nach dem Gagarin-Cup.

Die jüngsten Erfolge helfen der Stadt, den Fans und dem Klub, die tiefen Wunden der Tragödie zu heilen. Entsprechend euphorisch feierten die Zuschauer das Auftreten des jungen Teams in der Vorsaison. Und entsprechend euphorisch ist die Stimmung vor der neuen Runde. Neu-Trainer Sean Simpson kennt die Situation und weiß ob seiner Mission: Bereits im Frühjahr entschied er sich für den Wechsel und damit für das große Abenteuer. Denn mit der neuen Erwartungshaltung steigt auch der Druck auf den Trainer. Im Vorjahr musste Altmeister Petr Vorobiev – der Vater des sportlichen Neubeginns – kurz vor dem Saisonfinale seinen Hut nehmen, Nachfolger Dave King durfte nur als Zwischenlösung hinter die Bande. Simpson dagegen soll den Klub langfristig in der Spitzengruppe der KHL etablieren.

Fast alle Leistungsträger der abgelaufenen Saison blieben in Jaroslawl, den aufstrebenden Talenten stellt der Klub zudem neue Veteranen an die Seite. Mit Jiri Novotny und Torjäger Martin Thörnberg kamen gleich zwei Schlüsselspieler von Gagarin-Cup-Finalisten Lev Prag. Insgesamt stehen alle Vorzeichen gut, dass die positive Entwicklung von Lokomotive auch in der kommenden Spielzeit weitergeht.