Warum Sean Simpson in der KHL scheiterte

Lokomotive Jaroslawl erlebt unter Dave King deutlichen einen Aufschwung.

Zeit für die Umstellung hatte Sean Simpson eigentlich genug. Der langjährige DEL-Coach und ehemalige Schweizer Nationaltrainer verhandelte bereits während der Olympischen Winterspiele mit Lokomotive Jaroslawl über ein Engagement in der KHL. Den spektakulären Playoff-Lauf seines neuen Teams unter der Leitung von Dave King verfolgte er via TV. Und doch musste er seinen neuen Job hinter der Bande eines der Favoriten auf den Gagarin-Cup bereits Ende September wieder räumen – ausgerechnet sein Vorgänger ist nun der Nachfolger. In der KHL ist Simpson erst einmal gescheitert. Der Wechsel zurück zu Dave King hat folgende Ursachen:

Erstens: Die Schlüsselspieler agierten unter ihren Möglichkeiten. Unter King erlebte die Sturmreihe Plotnikov, Averin, Apalkov in der vergangenen Spielzeit ihren Durchbruch – zu Saisonbeginn klappte dagegen wenig. Dabei ließ Simpson die drei auch nach schlechten Partien zusammen agieren, gab ihnen viel Eiszeit, schenkte ihnen Vertrauen. Doch vielleicht fehlte dem Trio ausgerechnet die diplomatisch psychologische Ansprache, mit der Altmeister King die Leistungsexplosion im Vorjahr beförderte.

Zweiter Grund für das Scheitern von Simpson war die Erwartungshaltung. Durch den Einzug ins Conference-Finale hatte King die Latte für seinen Nachfolger hoch gelegt. Aber auch das Team selbst sah sich bereits als zukünftiger Gagarin-Cup-Champion. Denn die Erfolgsmannschaft blieb komplett zusammen und konnte mit Jiri Novotny und Martin Thornberg noch einmal deutlich an Qualität zulegen. Was konnte also schiefgehen? Kein einzelnes Match oder ein besonders schlechtes Resultat ließ die Verantwortlichen an ihrer Entscheidung für Simpson zweifeln.

Vielmehr waren es Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen brachten: Lokomotive zeigt bisher große Probleme beim Toreschießen, präsentiert sich in Unterzahl schwach und konnte auch in Überzahl nicht überzeugen. Verantwortlich dafür machte das Management den Trainer. Simpson konnte dem Team seine Philosophie nicht vermitteln, also soll King seinen Erfolg vom Vorjahr wiederholen. Sein erneutes Engagement folgt einer klaren Strategie.

Denn Grund drei für das frühe Scheitern von Simpson ist sein fehlender Ruf in Russland. In der KHL zählt ein guter Name viel. Und King hat mit seiner früheren Arbeit erneut unter Beweis gestellt, dass er auch mit mittlerweile 67 Jahren einem Team noch Leben einhauchen kann. Sein erneuter Start in Russland verlief sehr erfolgreich: Gleich zwei Siege zu Beginn und ein deutlich selbstbewussteres Auftreten von Lokomotive zeigen, dass King gute Chancen hat, in Jaroslawl erneut als strahlender Held gefeiert zu werden.