Wie Dmitrij Jaskin die KHL erobert

Deutsch-Kanadier, Russlanddeutsche, Deutsche mit tschechischen Wurzeln: Eishockeyfans kennen Einbürgerungen nur zu gut. In der KHL suchen zwei Teams gar nicht erst nach entfernten Verwandten. Bei Barys und Dinamo Minsk erhalten Importspieler einen kasachischen bzw. weißrussischen Pass, sobald sie für die Nationalmannschaft interessant sind. In Russland sorgt aktuell jedoch ein umgekehrter Fall für Furore. Dmitrij Jaskin – ein Russland-Tscheche mit NHL-Erfahrung ist überraschend bester Torschützer der multinationalen Liga. Eine erstaunliche Entwicklung.

Es war die wirtschaftliche Situation in Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion, die dafür sorgte, dass sich russische Eishockeyspieler über den ganzen Erdball verteilten. Die besten gingen nach Nordamerika, viele nach Europa. Auch Verteidiger Alexei Jaskin aus Krasnojarsk in Sibirien, der 1993 mit seiner Familie ins tschechische Vsetin wechselte. Sein Sohn Dmitrij war damals acht Monate alt. Und während der Vater in Vsetin Erfolge feierte und insgesamt sechs tschechische Meisterschaften gewann, wuchs der Sohn in einem Land auf, das er ganz schnell Heimat nannte.

Natürlich sprach die Familie zu Hause russisch, doch sozialisiert wurde Dmitrij Jaskin in Tschechien. Erzählen muss er diese Geschichte in dieser Saison immer wieder. Denn nachdem Jaskin im Sommer aus der NHL in die KHL wechselte, ist sein Name in Russland in aller Munde. Dies hatte zunächst negative Gründe. Denn der Neuzugang von Dynamo Moskau erwischte keinen idealen Start. Es fehlten Fitness und Konzentration, um den hohen Erwartungen in Moskau an einen Akteur mit über 300 NHL-Spielen gerecht zu werden. Doch die persönliche Situation half ihm. Denn plötzlich waren die Russischkenntnisse gefragt und auch sein Verständnis für die Kultur und Mentalität der Menschen auf und neben der Eisfläche.

Jaskin akzeptierte die Kritik, trainiert hart und wird von Woche zu Woche besser. Nach 53 Spielen kann er auf die stolze Bilanz von 27 Toren und insgesamt 59 Scorerpunkten verweisen. Jaskin ist in der KHL nicht nur angekommen, er dominiert die Liga mittlerweile. Natürlich profitiert der Stürmer dabei von Center Vadim Shipachyov, seinem kongenialen Partner, der ihn immer wieder in aussichtsreicher Position findet.

Jaskin bringt alles mit für einen erfolgreichen Außenstürmer. Kraft, Größe, Geschwindigkeit und einen guten Schuss. In der NHL durfte er trotzdem meist nur in den unteren Reihen agieren. Bei Dynamo dagegen spielt er die erste Geige und erhält viel Eiszeit. Im März wird er 27 Jahre alt. Dann möchte Jaskin mit Dynamo Moskau in die Playoffs die Phalanx von SKA St. Petersburg und CSKA Moskau in der Western Conference durchbrechen und Champion werden. Was danach passiert, ist offen. Bleibt Jaskin gesund, wird er bei der WM in der Schweiz erneut für Tschechien antreten. Trifft er bis dahin weiterhin so regelmäßig, ist es gut möglich, dass auch die NHL wieder anklopft. Beim tschechischen Stürmer mit russischen Wurzeln.